Parapoxvirus
Synonym: Parapockenviren
Definition
Parapoxviren bilden eine Virengattung innerhalb der großen Familie der Poxviridae (Pockenviren).
Eigenschaften
Die Vertreter der Parapoxviren unterscheiden sich morphologisch sowohl in der Form als auch anhand ihrer Oberflächenstruktur von den Orthopoxviren. Sind sind etwa 270 x 150 x 170 nm groß, haben eine schlanke ovoide Form und eine vergleichsweise regelmäßige Anordnung der Oberflächenfilamente. Das Genom ist nur etwa 134 bis 139 kb groß, wobei der G-C-Gehalt ähnlich hoch ist wie der des Molluscum-contagiosum-Virus (ca. 65 %).
Die bisher sequenzierten Genome des Orf-Virus (ORFV) sowie des Bovine-Papular-Stomatitis-Virus (BPSV) sind genetisch relativ eng miteinander verwandt. Aus diesem Grund ist eine Labordifferenzierung der systematischen Spezies mit herkömmlichen serologischen Verfahren nicht möglich, wohl aber eine genetische Differenzierung mittels PCR-Verfahren.
Epidemiologie
Durch geänderte Haltungssysteme und Umweltbedingungen sowie eine Steigerung der Erreger-Virulenz (durch rasche Tierpassagen), wird eine weltweite Zunahme von Parapockeninfektionen beobachtet. Klinisch manifeste Erkrankungen treten vorwiegend bei Rindern, Schafen und Ziegen auf.
Neben den Wiederkäuern sind auch Kamele, Gemsen, Seehunde, Zwergschimpansen und Eichhöhrchen für Infektionen empfänglich. Die Erreger sind auch für Menschen pathogen und selten für lokale und meist benigne Läsionen verantwortlich.
Vertreter
Gattung | Spezies |
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Parapoxvirus |
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Klinik
Parapoxviren verursachen klinisch ähnliche Läsionen wie die echten Pocken. Diese werden als Parapocken bezeichnet. Infektionen können lokal begrenzt bleiben oder sich systemisch manifestieren. Oftmals entwickeln sich aus den Hautausschlägen multiple Ulzerationen und folglich auch Nekrosen an der Haut und den Schleimhäuten, insbesondere im Kopfbereich.
Therapie
Infektionen mit Parapoxviren haben in der Regel einen benignen und selbstlimitierenden Verlauf. Eine spezifische Behandlung ist deshalb meist nicht nötig.
Immunologie
Eine Erkrankung hinterlässt in der Regel keinen langanhaltenden Schutz gegen Reinfektionen.
Quellen
- Bodilsen J, Leth S. Orf-parapoxvirus kan smitte mennesker ved tæt kontakt [Orf parapoxvirus can infect humans after relevant exposure]. Ugeskr Laeger. 2013 Apr 15;175(16):1121-2. Danish. PMID: 23651755.
- Larcher C, Daniel E, Pagani E, Maier K, Pasquetto V, Mellina-Bares MF, Nemati E, Egarter-Vigl E, Zampieri P, Huemer HP. Generalized parapoxvirus infection associated with increased antibody titres for varicella zoster virus and measles. Eur J Dermatol. 2009 Jul-Aug;19(4):375-9. doi: 10.1684/ejd.2009.0700. Epub 2009 May 14. PMID: 19443300.
Literatur
- Selbitz HJ, Truyen U, Valentin-Weigand P (Hrsg.). 2015. Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart. ISBN: 978-3-8304-1262-5