Orthopoxvirus
Definition
Orthopoxvirus, kurz OPV, ist eine Virengattung innerhalb der Familie der Poxviridae (Pockenviren), die sowohl human- als auch tierpathogene Viren enthält.
Morphologie
Orthopoxviren sind behüllte, ziegelsteinförmige Virionen, die 250 nm lang und 200 nm breit sind. Sie bestehen aus vier strukturellen Elementen: dem Kern, den Lateralkörperchen und einer inneren sowie einer äußeren Membran (Virushülle). Der hantelförmige Kern umfasst eine Kernwand, welche die dsDNA und die assoziierten Proteine (Nukleokapsid) einschließt. Die innere Membran weist charakteristische Oberflächentubuli und -proteine auf.
Man unterscheidet zwei verschiedene infektiöse Virenpartikel:
- das intrazelluläre reife Virus (IMV) und
- das extrazelluläre umhüllte Virus (EEV)
Die intrazellulären Viren verfügen im Gegensatz zu den extrazellulären nur über die innere Membran.
Vertreter
Vertreter der Gattung Orthopoxvirus sind u.a.:
Alle Vertreter der Orthopoxviren sind untereinander eng verwandt.
Virusreplikation
Die Virusproteine heften an die Glykosaminoglykane des Wirts, wodurch die Endozytose in die Wirtszelle induziert wird. Anschließend kommt es zur Fusion mit der Plasmamembran und zur Freisetzung des Kerns in das Zytoplasma. Im weiteren Verlauf können drei verschiedene Phasen unterschieden werden:
- frühe Phase
- intermediäre Phase
- späte Phase
In der frühen Phase werden die Gene im Zytoplasma durch die virale RNA-Polymerase transkribiert. Diese Phase der Expression beginnt schon etwa 30 Minuten nach der Infektion und endet damit, dass sich das gesamte virale Genom frei im Zytoplasma befindet. Im Rahmen der daran anschließenden intermediären Phase lösen die intermediären Gene etwa 100 Minuten nach der Infektion die DNA-Replikation aus. In der abschließenden späten Phase werden die restlichen (späten) Gene etwa 140 Minuten bis 48 Stunden nach der Infektion exprimiert. Während dieser Zeit werden alle notwendigen Strukturproteine gebildet.
In den zytoplasmatischen Viroplasmen erfolgt der finale Zusammenbau der Virionen, die zu diesem Zeitpunkt ein kugelförmiges und noch unreifes Partikel darstellen. Diese Virenpartikel reifen zu ziegelsteinförmigen intrazellulären reifen Virionen (IMV) heran. Bei der Zelllyse werden die IMV-Virionen entweder freigesetzt oder werden mit einer zweiten Doppelmembran verpackt, sodass sie zu extrazellulären umhüllten Virionen (EEV) heranreifen.
Anzucht
Orthopoxviren können sowohl im Hühnerembryo (auf der Chorioallantoismembran) als auch in verschiedenen Zellkulturarten (z.B. Affennierenzellen) gezüchtet und mit zythopathischem Effekt vermehrt werden.
Diagnose
Die Diagnose wird durch den Virusnachweis aus Hautläsionen im Elektronenmikroskop nach Negativkontrastierung sowie durch den Antigennachweis mittels Immunfluoreszenz, PCR oder ELISA gestellt.
Podcast
Quellen
- ViralZone. Orthopoxvirus SIB - Swiss Institute of Bioinformatics (abgerufen am 14.10.2021)
Literatur
- Selbitz HJ, Truyen U, Valentin-Weigand P (Hrsg.). 2015. Tiermedizinische Mikrobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 10., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart. ISBN: 978-3-8304-1262-5
Bildquelle
- Bildquelle Podcast: ©cottonbro / Pexels
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