Somatoliberin
Synonyme: Wachstumshormon-releasing-Hormon, GH-releasing-Hormon, Somatotropin-Releasing-Hormon, GH-Releasing-Faktor, Somatocrinin
Abkürzungen: GHRH, SRH, GHRF, GRH
Englisch: growth hormone–releasing hormone
Definition
Somatoliberin, kurz GHRH, ist ein Polypeptid, das zu den hypothalamischen Releasing-Hormonen zählt.
Genetik
Das GHRH-Gen ist auf Chromosom 20 an Genlokus 37.25 – 37.26 Mb kodiert.
Biochemie
Somatoliberin kommt in verschiedenen homologen Formen mit 40 und 44 Aminosäuren vor. Es geht aus proteolytischer Spaltung eines Prohormons mit 108 Aminosäuren hervor.
Physiologie
Somatoliberin wird im Nucleus arcuatus des Hypothalamus gebildet und pulsatil freigesetzt. Über das hypophysäre Portalsystem gelangt es in die Adenohypophyse, wo es am GHRH-Rezeptor der somatotropen Zellen wirkt. Über Aktivierung des cAMP-Proteinkinase-A- und des Phospholipase-C-Systems stimuliert es die Synthese und Freisetzung von Somatotropin (Wachstumshormon, GH). Somit spielt Somatoliberin u.a. eine wichtige Rolle beim Längenwachstum des Körpers, hat jedoch auch einen signifikanten Einfluss auf verschiedene Stoffwechselprozesse und fördert das Einsetzen der Tiefschlafphase.
Die Wirkungen von GHRH sind entgegengesetzt zu denen von Somatostatin (GHIH). Beide Hormone werden alternierend sezerniert.
Weiterhin wird GHRH auch in Zellen außerhalb des Nervensystems exprimiert, z.B. im Pankreas oder im Gastrointestinaltrakt.
siehe auch: Hypothalamus-Hypophysen-Achse, somatotrope Achse
Klinik
Pathologie
Eine übermäßige GHRH-Ausschüttung (z.B. paraneoplastisch in Pankreastumoren) kann zur Akromegalie führen. Umgekehrt führt eine verminderte GHRH-Wirkung (z.B. durch inaktivierende Mutationen des GHRH-Rezeptors) aufgrund des Wachstumshormonmangels zu einem schweren Kleinwuchs.
Diagnostik
Der Insulin-Hypoglykämie-Test bewirkt physiologischerweise einen Konzentrationsanstieg von GHRH (und GH), CRH und Prolaktin im Blut.
Weiterhin wird häufig der GHRH- oder der GHRH-Arginin-Test bei Verdacht auf einen Wachstumshormonmangel angewendet.
Pharmakologie
GHRHR-Agonisten zählen zu den GH-Sekretagoga, da sie die Sekretion von GH induzieren. Zu ihnen zählen:
- Somatorelin (rekombinantes GHRH) und Sermorelin: werden für diagnostische Zwecke bei Verdacht auf einen Wachstumshormonmangel verwendet.
- Tesamorelin: wurde 2010 von der FDA für die HIV-induzierte Lipodystrophie zugelassen; der Zulassungsantrag bei der EMA wurde 2012 aufgrund von Sicherheitsbedenken zurückgenommen.
GHRH-Analoga werden aufgrund ihrer anabolen Wirkung als Dopingmittel verwendet.