Scimitar-Syndrom
Synonyme: venolobäres Syndrom, kongenitales hypoplastisches Lungensyndrom, hypogenetisches Lungensyndrom, Lungenhypoplasie mit atypischer pulmonalvenöser Drainage
Definition
Als Scimitar-Syndrom wird eine atypisch verlaufende rechtsseitige Lungenvene mit Lungenvenenfehlmündung in Kombination mit weiteren kardiopulmonalen Anomalien bezeichnet.
Epidemiologie
Die Prävalenz des Scimitar-Syndroms wird auf 2/100.000 geschätzt.
Ätiologie
Die genaue Ursache des Scimitar-Syndroms ist derzeit (2021) unklar.
Pathogenese
Beim Scimitar-Syndrom drainiert die rechte (selten die linke) Lungenvene ist den subdiaphragmalen Abschnitt der Vena cava inferior, seltener in eine Lebervene, in die Vena portae, den rechten Vorhof oder in den Sinus coronarius. Die Folge ist ein Links-Rechts-Shunt ggf. mit konsekutiver pulmonaler Hypertonie.
Gleichzeitig kann es zu einer Malformation der rechten Lunge mit mangelhafter Entwicklung des bronchovaskulären Systems kommen (hypogenetisches Lungensyndrom). Das Herz liegt meist in der rechten Thoraxhälfte. Weitere assoziierte Fehlbildungen sind z.B.:
Klinik
Das Scimitar-Syndrom kann asymptomatisch verlaufen, sich in der Neugeborenenzeit durch Zeichen einer Herzinsuffizienz und ein Atemnotsyndrom manifestieren oder erst im Erwachsenenalter zu Beschwerden (rezidivierende pulmonale Infekte, Belastungsdyspnoe) führen.
Diagnostik
Im Röntgen-Thorax ist meist die vertikal verlaufende rechtsseitige Lungenvene erkennbar. Sie biegt in Höhe des Zwerchfells nach medial um und erinnert morphologisch an einen Türkensäbel ("Scimitar"). Je nach assoziierter Fehlbildung können eine verkleinerte Lunge mit atypischer Lungengefäßzeichnung, ein Zwerchfellhochstand und eine ipsilaterale Mediastinalverlagerung vorliegen.
In der Computertomographie mit CT-Angiographie (CTA) kann die pulmonalvenöse Drainage genau dargestellt werden. Weiterhin kommt eine transthorakale oder transösophageale Echokardiographie sowie ggf. eine MR-Angiographie (MRA) zum Einsatz. Entscheidend ist die Shuntquantifizierung, die Diagnose einer pulmonalen Hypertonie sowie das Erkennen von assoziierten Fehlbildungen.
Differenzialdiagnosen
- Plattenatelektase: verläuft meist horizontal oder nach lateral ansteigend
- atypische Lungenvene ("wandering vein"): atypischer Verlauf der Lungenvene mit regelrechter Drainage in den linken Vorhof
- Kartagener-Syndrom
- Lungensequester
Therapie
Bei signifikantem Links-Rechts-Shunt und pulmonaler Hypertonie ist eine chirurgische Korrektur notwendig.
Prognose
Bei isolierter Lungenvenenfehlmündung ist die Lebenserwartung normal. Bei Manifestation bereits im Säuglings- und Kleinkindalter besteht eine signifikante Mortalität.
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