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Schmallenberg-Virusinfektion (Wiederkäuer)

nach der deutschen Stadt Schmallenberg
Synonyme: Schmallenberg-Infektion, SBV-Infektion

1. Definition

Die Schmallenberg-Virusinfektion ist eine fieberhafte Infektionskrankheit bei Haus- und Wildwiederkäuern, die mit Durchfall und stark vermindertem Allgemeinbefinden einhergeht.

2. Epidemiologie

Die Schmallenberg-Virusinfektion wurde erstmals im Jahre 2011 bei erkrankten Rindern in der deutschen Stadt Schmallenberg nachgewiesen. Im Jahr 2021 kam es auch in großen Teilen der österreichischen Rinderpopulation zu einer Durchseuchung.

3. Erreger

Die Erkrankung wird durch das Schmallenberg-Virus (SBV) verursacht, ein einzelsträngiges RNA-Virus aus der Gattung Orthobunyavirus innerhalb der Ordnung Bunyavirales.

Das Schmallenberg-Virus ist mit dem Shamonda-, Aino- und Akabane-Virus verwandt.

4. Pathogenese

Die Übertragung der Erreger erfolgt vorwiegend durch belebte Vektoren (Culicoides spp.). Aufgrund des saisonalen Auftretens (gebunden an das Vorkommen der Vektoren) sind akute Infektionen auf die Sommer- und Herbstmonate beschränkt.

Seronegative Muttertiere können die Infektion auch transplazentar auf die Feten übertragen. Bei einer Infektion während der Trächtigkeit kommt es zu schwerwiegenden Missbildungen der Jungtiere.

5. Klinik

Nach der Infektion kommt es in den meisten Fällen zu keiner oder nur zu einer gering ausgeprägten und kurzzeitigen klinischen Symptomatik. Betroffene Tiere leiden an Fieber, Durchfall und/oder Milchleistungsrückgang. Im Zuge der Virämie kommt es bei trächtigen Tieren auch zu Aborten.

Infizieren sich trächtige und naive Muttertiere während des empfänglichen Zeitraums (beim Schaf vermutlich zwischen dem 30. und 50. Tag, beim Rind etwa während des 75. bis 175. Trächtigkeitstags) mit dem Virus, verursachen die Erreger häufig schwere Missbildungen an Extremitäten (Arthrogrypose) und Kopf (Hydrocephalus, Torticollis, Hydranencephalie).

6. Differenzialdiagnosen

Als Differenzialdiagnosen kommen andere Infektionskrankheiten in Frage, die ebenfalls zu Aborten oder fetalen Missbildungen führen können, u.a.:

Zusätzlich sind ernährungs- sowie stoffwechselbedingte oder toxische Einflüsse zu berücksichtigen.

7. Diagnose

Die Diagnose wird entweder indirekt mittels ELISA oder (seltener) mithilfe eines Serumneutralisationstests oder durch direkt mittels PCR (Blut, Ejakulat, Organproben oder Abortmaterial) gestellt.

8. Therapie

Eine kausale Therapie existiert derzeit (2021) noch nicht. Eine Impfung ist ebenfalls noch nicht verfügbar.

9. Rechtliches

Die Schmallenberg-Virusinfektion ist nicht in der OIE-Liste angeführt, weshalb auch keine EU-weite Anzeigepflicht besteht. In Deutschland ist die Erkrankung meldepflichtig.

10. Quellen

  • AGES - Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit. Schmallenberg-Virusinfektion (abgerufen am 16.03.2021)
  • Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz. Kommunikationsplattform VerbraucherInnengesundheit. Schmallenberg Virus (abgerufen am 16.03.2021)
  • Friedrich-Löffler-Institut. Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Schmallenberg-Virus (abgerufen am 16.03.2021)

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