Saugglocke
Definition
Die Saugglocke ist ein geburtshilfliches Instrument, das bei der Vakuumextraktion eingesetzt wird.
Indikationen
Als Methode der operativen Geburtshilfe wird die Saugglocke bzw. die Vakuumextraktion in folgenden Situationen eingesetzt:
- Geburtsstillstand in der Austreibungsperiode
- Drohende kindliche Asphyxie (pathologische fetale Herzfrequenz in der Kardiotokografie)
- Mütterliche Erkrankungen, bei denen das Mitpressen unterbleiben sollte, z.B. proliferierende Retinopathie
Instrumentarium
Es existieren sowohl Metall-, Silikon- sowie Plastiksaugglocken mit unterschiedlichen Öffnungsdurchmessern. Ein Schlauchsystem stellt die Verbindung zur Vakuumflasche und Vakuumpumpe her.
Voraussetzungen
Die Voraussetzungen für die Vakuumextraktion sind ähnlich wie bei der Zangengeburt:
- Vollständig eröffneter Muttermund
- Fruchtblase eröffnet
- Schädellage
- Leitstelle mindestens in Beckenmitte (unterhalb Interspinalebene)
- adäquate Anästhesie der Mutter (Periduralanästhesie, Lokalanästhesie)
- Entleeren der Harnblase mittels Katheter
Durchführung
Die Saugglocke wird vaginal eingeführt, um 90° gedreht und auf den kindlichen Schädel aufgesetzt. Der Glockenansatz (Leitstelle) erfolgt bei vorderer Hinterhauptslage im Bereich der kleinen Fontanelle, bei Vorderhauptslage im Bereich der großen Fontanelle.
Das Ansaugen der Glocke erfolgt über einen Zeitraum von zwei Minuten in mehreren Stufen. Nach der ersten Stufe wird der Sitz nochmals kontrolliert. Nach Fixierung der Glocke bei einem Unterdruck von ungefähr 0,8 kg/cm2 wird mittels Probezug geprüft, ob der Kopf bei der Traktion folgt. Die anschließenden Traktionen dürfen nur wehensynchron unter Mitpressen der Schwangeren erfolgen. Unterstützend kann der Kristeller-Handgriff angewendet werden. Bei Belastung des Damms kann eine großräumige Episiotomie geschnitten werden. Es folgt die Entwicklung des Kopfes.
Kontraindikation
Auf Grund von erhöhtem Risiko intrakranieller Blutungen zählen eine Frühgeburt (vor 32. Schwangerschaftswoche) und ein geschätztes Geburtsgewicht unter 1.600 Gramm zu den absoluten Kontraindikationen. Die Anwendung einer Saugglocke in der 34. bis 36. Schwangerschaftswoche darf nur unter besonderer Vorsicht erfolgen.[1]
Vorteil
Mittels Vakuumextraktion ist eine rasche Geburtsbeendigung möglich. Im Gegensatz zur Zangenextraktion ist eine Kompression des kindlichen Kopfes unwahrscheinlich.
Komplikationen
Mütterliche Komplikationen
- Dammriss vierten Grades
- Erhöhtes Infektionsrisiko
Kindliche Komplikationen
- Kephalhämatom
- Intrakranielle Blutung: Intrazerebrale Blutung, retinale Blutung
Quellen
- ↑ Leitlinie Vaginal-operative Entbindung, abgerufen am 20.07.2019
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