SAMPLE-Schema
Synonyme: SAMPLER-Schema, AMPLE-Anamnese
Englisch: secondary survey
1. Definition
Das SAMPLE-Schema ist ein strukturiertes Fragenschema, das alle relevanten Inhalte einer kurzen Notfallanamnese erfasst. Es ist als Ergänzung des ABCDE-Schemas zu sehen.[1][2][3]
2. Hintergrund
Das SAMPLE-Schema ist vor allem für die Applikation von Notfallmedikamenten oder eine Blitzeinleitung relevant. Falls der Patient nicht ansprechbar ist, kann das SAMPLE-Schema auch als Fremdanamnese erhoben werden.
Das Schema kann nach Bedarf an den jeweiligen Patienten angepasst bzw. verkürzt werden:
- Traumapatient: AMPLE-Schema
- Internistischer Patient: SAMPLER-Schema
3. Aufbau
Das SAMPLE-Schema umfasst folgende Punkte:
- Symptoms (Symptome)
- Allergies (Allergien)
- Medication (Medikation)
- Past Medical History (Medizinische Vorgeschichte insb. Vorerkrankungen, Operationen, etc.)
- Last Oral Intake (letzte Nahrungsaufnahme/ Miktion/ Defäkation)
- Events Prior to Incident (Ereignisse vor dem Vorfall)
Zusätzlich können Risk Factors (Risikofaktoren) und Schwangerschaft (nur bei Patientinnen) abgefragt werden.
3.1. Symptome (S)
Die Symptome werden mithilfe des OPQRST-Schemas abgefragt:
- Onset: Wann haben die Beschwerden begonnen? Haben sie plötzlich oder sukzessive eingesetzt? Was hat der Patient getan, als die Beschwerden begonnen haben?
- Provocation/Palliation: Lassen sich die Beschwerden lindern oder verstärken? Sind sie lagerungsabhängig?
- Quality: Wie fühlt sich der Schmerz an? Ist er stechend oder dumpf, drückend oder brennend?
- Radiation: Wo fühlen sie den Schmerz genau? Strahlt er in eine andere Körperregion aus?
- Severity: Wie stark sind die Schmerzen auf einer Skala von 1 bis 10 (KIP-Skala)?
- Time: Haben sich die Beschwerden bzw. der Schmerz im zeitlichen Verlauf geändert? Gab es zu Beginn eine Schmerzspitze (Zerreissungsschmerz), nimmt der Schmerz zu und ab (Kolikschmerz) oder hat der Schmerz sukzessive zugenommen (Entzündungsschmerz)?
3.2. Allergien (A)
Leidet der Patient unter bekannten Allergien?
3.3. Medikation (M)
Steht der Patient unter Dauermedikation (z.B. Gerinnungshemmer)? Hat er vergessen diese einzunehmen? Hat der Patient vor kurzem Medikamente zu sich genommen (z.B. Schmerzmittel, potenzsteigernde Mittel)? Hat der Patient in letzter Zeit Drogen konsumiert?
3.4. Medizinische Vorgeschichte (P)
Leidet der Patient unter relevanten Vorerkrankungen? Wurde der Patient kürzlich operiert?
3.5. Letzte Nahrungsaufnahme (L)
Wie lange liegt die letzte Nahrungsaufnahme zurück?
Zusätzlich kann unter diesem Punkt auch folgende Frage gestellt werden:[4]
Wann war der letzte Stuhlgang oder die letzte Miktion? Gab es dabei Schmerzen oder Auffälligkeiten?
3.6. Ereignisse vor dem Vorfall (E)
Gab es dem Vorfall vorangegangene, eventuell auslösende Ereignisse?
3.7. Risikofaktoren
Gehört der Patient einer Risikogruppe (z.B. Raucher, Diabetiker, Schwangere, Alkoholiker) an?
3.8. Schwangerschaft
Könnte bei Patientinnen eine Schwangerschaft bestehen oder möglich sein? (Insbesondere relevant für eine angepasste Medikamentengabe)[3]
4. Quellen
- ↑ Schmid, Bonaventura et al. Präklinische Ersteinschätzung am Einsatzort, Bundesgesundheitsblatt, Gesundheitsforschung, Gesundheitsschutz; Vol. 65,10; Seite: 979-986, 2022
- ↑ Blickle, W und Besemer, H Die strukturierte Übergabe - So vermeiden Sie Informationslücken Schnellzugriff, Thieme Verlag: retten! 1(02): 87 - 90, 02/2012
- ↑ 3,0 3,1 SAMPLER-Schema: Eine strukturierte Methode für die Patientenanamnese, www.sampler-schema.com, abgerufen am 17.01.2025
- ↑ Fall des Monats Juni 2017 AGNNW, abgerufen am 16.11.2021
5. Literatur
- Jayaprakash et al. The incorporation of focused history in checklist for early recognition and treatment of acute illness and injury, BMC Emergency Medicine, 2016
- Hecker et al. Praxis des Intensivtransports, Springer Verlag, 2018