Reversal Sign
Synonyme: reversed white matter sign, inverted density sign
Definition
Das Reversal Sign bezeichnet ein radiologisches Zeichen im nativen Schädel-CT, bei dem es zur Umkehrung des physiologischen zerebralen Dichtekontrastes kommt. Die graue Substanz erscheint hypodens, die weiße Substanz hyperdens. Es tritt typischerweise bei hypoxisch-ischämischen Enzephalopathien auf.
Ätiologie
Das Reversal Sign tritt u.a. auf bei:
- schwerer hypoxisch-ischämischer Enzephalopathie (HIE), z.B. nach Reanimation oder perinataler Asphyxie
- schwerem Schädel-Hirn-Trauma
- Ertrinkungsunfällen
- Status epilepticus mit prolongierter Hypoxie
Pathophysiologie
Unter physiologischen Bedingungen erscheint die graue Substanz im Vergleich zur weißen Substanz hyperdens. Ursache ist der höhere Zellgehalt und der stärkere Perfusion.
Die pathophysiologischen Mechanismen des reversal signs sind bisher (2025) nicht abschließend geklärt. Diskutiert werden u.a. eine selektive Vulnerabilität der grauen Substanz gegenüber Hypoxie und die partielle Entlastung zentraler Strukturen bei z.B. transtentorieller Herniation. Resultat ist eine Hypodensität der grauen Substanz, insbesondere kortikal und zentral. Die weiße Substanz wirkt im Vergleich hyperdens (v.a. Thalami und Basalganglien).
Lokalisation
Typische Areale des Reversal Signs:
- Kortikale graue Substanz
- Basalganglien (besonders Ncl. caudatus, Putamen)
- Thalami
- Hirnstamm (seltener)
Differenzialdiagnose
- Artefakte durch mangelhafte Fensterung im CT
- Hyperdense weiße Substanz durch unzureichenden kortikalen Blutfluss
- Frühzeichen bei massivem zerebralem Ödem
White Cerebellum Sign
Der Begriff "White Cerebellum Sign" wird in der Literatur teilweise als Synonym verwendet. Es beschreibt ein relativ hyperdenses Kleinhirn bei hypodensen Großhirnhemisphären und entsteht ebenfalls bei globalem Hirnödem. Im Gegensatz zum Reversal Sign ist es jedoch topografisch infratentoriell lokalisiert und beruht nicht auf einer Umkehr der Dichteverhältnisse zwischen grauer und weißer Substanz.
Prognose
Das Auftreten des Reversal Signs ist mit einer extrem schlechten Prognose assoziiert. Es gilt als Hinweis auf einen irreversiblen Hirnschaden.
Literatur
- Han BK, Towbin RB, De Courten-Myers G, McLaurin RL, Ball WS Jr. Reversal sign on CT: effect of anoxic/ischemic cerebral injury in children. AJNR Am J Neuroradiol. 1989;10(6):1191-1198. Accessed June 9, 2025. https://pmc.ncbi.nlm.nih.gov/articles/PMC8332434/
- Gaillard F. Reversal sign. Radiopaedia. Published October 14, 2008. Updated August 13, 2023. Accessed June 9, 2025. https://radiopaedia.org/articles/reversal-sign