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Renale tubuläre Azidose (Pferd)

Synonym: Renal-tubuläre Azidose
Englisch: renal tubular acidosis

1. Definition

Als renale tubuläre Azidose, kurz RTA, bezeichnet man eine Störung der renalen Säureausscheidung, die zu einer metabolischen Azidose beim Pferd führt.

2. Ätiologie

Die renale tubuläre Azidose wird durch Allgemeinerkrankungen mit tubulo-interstitiellen Nierenfunktionsstörungen verursacht. Auslösende Ursachen können z.B. ein Diabetes insipidus oder Medikamente sein.

3. Pathophysiologie

Abhängig von der Lokalisation unterscheidet man zwischen zwei Formen:

  • Typ I: distale tubuläre Azidose
  • Typ II: proximale tubuläre Azidose

Bei der distalen tubulären Azidose (Typ I) liegt ein gestörter Transport der H+-ATPase und/oder der H+/K+-ATPase vor, die für die Sekretion von Protonen zuständig sind. Es ensteht eine hyperchlorämische metabolische Azidose mit alkalischem Harn. Die proximale tubuläre Azidose (Typ II) hingegen ist durch eine Störung der Carboanhydrase oder des basolateralen Natriumbikarbonattransporters charakterisiert. Durch den Bikarbonatverlust im Harn sowie durch die verminderte Ausscheidung von NH4+ (Ammonium) entsteht eine Azidose.

Beim Pferd treten beide Formen auf.

4. Klinik

Pferde, die an einer renalen tubulären Azidose leiden, sind apathisch, haben einen schlechten Ernährungszustand, zeigen Anorexie (Magenulzera), Ataxie sowie reduzierte Peristaltik und sind obstipiert.

5. Diagnose

Die Diagnose wird anhand labormedizinischer Befunde gestellt. Um die distale renale tubuläre Azidose zu bestätigen, wird auch der Ammoniumchlorid-Belastungstest herangezogen. Hierfür werden 100 mg NH4Cl/kgKG in einer isotonen Lösung oral verabreicht. Zwischen 2 und 5 Stunden später sinkt der pH-Wert des Harns beim gesunden Pferd auf unter 7,0. Bleibt der pH-Wert des Harns jedoch oberhalb von 7,6, liegt eine distale tubuläre Azidose vor.

Zusätzlich müssen auch Blutgasanalysen des venösen Blutes durchgeführt werden, um die renale tubuläre Azidose diagnostizieren zu können.

6. Therapie

Die Therapie richtet sich nach der Primärerkrankung. Zeitgleich muss mehrmals täglich Natriumbikarbonat intravenös verabreicht werden, bis eine Bikarbonatkonzentration im venösen Blut von ≥ 16 mmol/L erreicht ist. Anschließend müssen 150 bis 200 g Natriumbikarbonat pro 20 Liter Trinkwasser pro Tag über eine Periode von mehreren Wochen (von 20 Tage bis zu 2 Monaten) gegeben werden.

Der Säure-Basen-Haushalt wird während dieser Zeit engmaschig kontrolliert.

7. Prognose

Die Prognose ist bei adäquater Therapie günstig.

8. Literatur

  • Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B et al., Hrsg. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag; 2016.

9. Quellen

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