Psychische Krise
Synonyme: akute psychische Krise, psychosoziale Krise
Englisch: mental crisis, psychic crisis
Definition
Eine psychische Krise ist ein zeitlich begrenzter, subjektiv extrem belastend erlebter Zustand psychischer Überforderung, bei dem gewohnte Bewältigungsmechanismen versagen. Er ist mit einem hohen Leidensdruck verbunden und kann Denken, Fühlen und Handeln erheblich beeinträchtigen. Psychische Krisen sind keine psychischen Erkrankungen im engeren Sinne, können aber in solche übergehen oder sie auslösen.
Epidemiologie
Psychische Krisen können Menschen aller Altersgruppen, Bildungsniveaus, Berufe und sozialen Hintergründe betreffen. Die genaue Prävalenz ist nicht bekannt.
Ätiologie
Psychische Krisen werden in der Regel extern induziert. Mögliche Auslöser sind:
- Plötzliche Verluste (z.B. Tod, Trennung)
- Traumatische Ereignisse (z.B. Unfall, Gewalt)
- Überforderungssituationen (z.B. Prüfungen, Mobbing)
- Lebensveränderungen (z.B. Umzug, Geburt eines Kindes)
Vorbestehende psychische Störungen oder individuelle Persönlichkeitsmerkmale, wie z.B. fehlende Resilienz, hohe Empfindsamkeit oder rigide Selbstansprüche, können das Auftreten einer psychischen Krise begünstigen. Darüber hinaus ist der soziale Kontext des Betroffenen wichtig, insbesondere der Zugang zu zwischenmenschlicher Unterstützung.
Symptomatik
Die Symptomatik psychischer Krisen ist vielfältig und kann das gesamte Spektrum zwischen extremer Passivität mit Handlungsunfähigkeit und extremer Aggressivität mit erratischem, impulsivem Verhalten einnehmen. Es treten primär psychische, aber auch physische Symptome auf:
- Emotionale Dysbalance: Angst, Traurigkeit, Verzweiflung, Weinen ohne erkennbaren Grund, Reizbarkeit, Wutausbrüche
- Aussetzen kognitiver Kontrollinstanzen
- Gefühl der inneren Leere oder Sinnlosigkeit
- Grübeln, negative Gedankenspiralen
- Vermeidung von Alltagspflichten
- Konzentrationsstörungen, Gedächtnisprobleme
- Selbstverletzendes Verhalten
- Schlafstörungen
- Appetitverlust oder übermäßiger Appetit
- Kopfschmerzen
- Kreislaufbeschwerden
- Körperliche Erschöpfung ohne ersichtlichen Grund
Die Grenze zwischen einer psychischen Krise und einer Psychose ist fließend. An letztere muss gedacht werden, wenn ausgeprägtere Symptome wie Realitätsverlust, Wahnvorstellungen oder Halluzinationen vorliegen.
Bei jeder psychischen Krise ist an eine mögliche Suizidalität, aber auch an eine Fremdgefährdung durch übersteigerte Aggressivität zu denken.
Therapie
Die Therapie beinhaltet Krisenintervention und Psychotherapie nach Abklingen der akuten psychischen Krise. Jedoch bedarf nicht jede psychische Krise professioneller Hilfe.
Quellen
- Neurologen und Psychiater im Netz - Krise/Notfall: Akute psychische Krise, abgerufen am 28.03.2025
- Robert Koch Institut - Gesundheitsberichterstattung, Psychische Störungen: Administrative Prävalenz, abgerufen am 28.03.2025