Porphyromonas gingivalis
Definition
Porphyromonas gingivalis ist ein kurzes, unbewegliches, gramnegatives, anaerobes Stäbchenbakterium aus der Familie der Porphyromonadaceae.
Vorkommen
Porphyromonas gingivalis findet sich beim Menschen u.a. in der Mundhöhle, im oberen Gastrointestinaltrakt, in den Atemwegen und im Kolon. Es konnte auch aus der Vagina von Frauen mit Aminkolpitis isoliert werden.
Eigenschaften
Porphyromonas gingivalis ist ein pathogener Mikroorganismus, der als Schlüsselbakterium für die Entstehung der chronischen Parodontitis gilt und zum sogenannten roten Komplex zählt. Er lässt sich vor allem in Zahnfleischtaschen nachweisen, wobei er in tiefen Taschen verbreiteter ist als in flachen Taschen.
Obwohl er in der Mundhöhle insgesamt nur in relativ geringer Konzentration auftritt, beeinflusst der durch seine Anwesenheit das Mikrobiom in der Weise, dass es zu einem unkontrollierten Wachstum und zu einer erhöhten Virulenz der kommensalen Mundflora kommt. Porphyromonas gingivalis unterstützt z.B. durch seine Fimbrien die Entstehung pathogener Biofilme. Er kann in Epithelzellen der Gingiva und in Fibroblasten eindringen und sich dort den Angriffen des Immunsystems entziehen.
Kultivierung
Virulenzfaktoren
Zu den wichtigsten Virulenzfaktoren von Porphyromonas gingivalis zählen Gingipaine, Kapselpolysaccharide und Fimbrien.
Gingipaine sind für etwa 85 % der proteolytischen Aktivität von Porphyromonas gingivalis verantwortlich.[1] Sie spalten Proteine des Wirtsorganismus wie Albumin, Kollagen und Fibronektin und erschließen dem Erreger dadurch eine reichhaltige Stickstoff- und Kohlenstoffquelle. Sie können auch Transferrin abbauen, was die wichtige Versorgung mit Eisen sicherstellt. Außerdem beeinflussen sie die Struktur des Tau-Proteins. Es existieren drei Typen des Gingipains – das Lysin-spezifische Gingipain (Kgp) und die Arginin-spezifischen Gingipaine A (RgpA) und B (RgpB).[1]
Die Fimbrien sind wichtige Erfolgsfaktoren für die Adhäsion, Invasion und Kolonisation. Porphyromonas gingivalis verfügt über mehrere Fimbrientypen, die man wie folgt unterteilt:
- Lange Fimbrien (FimA) sorgen für die Adhäsion des Erregers und den Aufbau von Biofilmen. Sie dienen als Adhäsine, welche die Invasion der Wirtszellen unterstützt.
- Kurze Fimbrien (Mfa1) sind für die Bildung von Mikrokolonien verantwortlich und sorgen für die Verknüpfung mit anderen Bakterienarten.
- Zusatzfimbrien (Fim C, D, und E) assoziieren sich mit den langen Fimbrien und spielen eine wichtige Rolle für die Bindung an Matrixproteine des Wirts. Der Verlust dieser Zusatzfimbrien setzt die Virulenz des Erregers deutlich herab.
Quelle
- ↑ 1,0 1,1 Li et al. Gingipains from Porphyromonas gingivalis – Complex domain structures confer diverse functions. 1(1):41-58. 2011
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