Pfaffenhütchen
Synonyme: Gewöhnlicher Spindelstrauch
Englisch: spindle-tree
Definition
Das Pfaffenhütchen, botanisch als Euonymus europaea oder Euonymus europaeus bezeichnet, ist eine Giftpflanze aus der Familie der Spindelbaumgewächse (Celastraceae).
Eigenschaften
Das Pfaffenhütchen kommt in Eurasien vor und ist in Mitteleuropa mehr oder weniger häufig an Waldrändern, Hecken, Rainen und Abhängen zu finden. Es wächst als kleiner Baum oder Strauch von circa 3 Metern Höhe. Die gelblichen Blüten (Mai bis Juni) sind klein und in Scheindolden angeordnet, die charakteristischen Fruchtstände (September bis Oktober) weisen vier-fächrige, kaminrote Kapseln mit orange-roten Samen auf. Die pharmazeutische Droge (Pfaffenhütchenfrüchte, Euonymi fructus) ist heute nicht mehr gebräuchlich und demnach obsolet.
Inhaltsstoffe
Die Samen enthalten unter anderem die Glykoside Evomonosid, Evobiosid und Evonosid, deren Aglykon Digitoxigenin ist, sowie das insektizid wirksame Alkaloid Evonin.
Toxikologie
Alle Pflanzenteile, vor allem die Samen, sind giftig. Evomonosid weist bei der Katze eine mittlere letale Dosis von 0,28mg/kg Körpergewicht bei intravenöser Applikation auf. Die Glykoside sind den Herzglykosiden zuzurechnen, da sie am Herzen wirksam sind und eine Steroid-Struktur aufweisen. Nach Aufnahme von Pflanzenteilen, insbesondere Samen, beobachtet man eine relativ lange Latenzzeit von bis zu 18 Stunden. Vergiftungssymptome sind Übelkeit, Krämpfe, erhöhte Körpertemperatur (Fieber), blutige Diarrhoe und Koliken, Schock, Herzrhythmusstörungen, Lähmung der Kaumuskulatur. Bereits wenige Samen können bei Kindern zu Intoxikationen starken Ausmaßes führen.
Therapie
Im Vordergrund stehen resorptionsvermindernde Maßnahmen (Aktivkohle, Natriumsulfat) und, falls die Aufnahme von Pflanzenteilen noch nicht zu weit zurückliegt, die Magenspülung. Gegebenenfalls muss ein Herzschrittmacher angelegt werden. Unter EKG-Kontrolle und Kontrolle der Kalium-Blutspiegel können intravenös entsprechende Mengen Kaliumchlorid verabreicht werden. Alternativ kann auf Phenytoin zu 5 mg/kg Körpergewicht zurückgegriffen werden. Gegebenenfalls wird Lidocain zu initial 50 bis 100 mg, dann zu 1000 mg/Tag intravenös appliziert. Bei Kammerflimmern ist Defibrillation indiziert. Bei Bradykardie kann auf Atropin zurückgegriffen werden.
Literatur
- Mutschler et al.: Arzneimittelwirkungen. Lehrbuch Pharmakologie/ Toxikologie. (März 2001).
- Roth et al.: Giftpflanzen - Pflanzengifte, Nikol Verlag, 2008.
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