Glandula parotis (Veterinärmedizin)
Synonyme: Ohrspeicheldrüse, Glandula parotidea, Parotis
Englisch: parotid gland
Definition
Als Glandula parotis bzw. Ohrspeicheldrüse bezeichnet man die größte Speicheldrüse der Mundhöhle bei den Haussäugetieren. Als rein seröse Drüse produziert sie den mengenmäßig größten Anteil am Gesamtspeichel.
Anatomie
Die Ohrspeicheldrüse liegt relativ oberflächlich und erstreckt sich zwischen dem Atlasflügel und dem Unterkieferast (Ramus mandibulae). Der hier liegende Raum wird in der topographischen Anatomie als Fossa retromandibularis bezeichnet.
Beim Pferd nimmt die Lage der Glandula parotis eine Sonderstellung ein, da sie die seitliche Begrenzung des Luftsacks (Diverticulum tubae auditivae) bildet.
Morphologie
Die Form der Glandula parotis ist tierartlich unterschiedlich:
- Pferd: rechteckige Gestalt, wobei sich das dorsale Ende in einen prä- und einen postaurikulären Zipfel aufspaltet
- Rind: keulenförmige Gestalt (dorsal breiter)
- Schwein: dreieckige Gestalt, wodurch ein Ohren-, ein Kehlgangs- und ein Halszipfel unterschieden werden
- Fleischfresser: relativ klein ausgebildet, wobei am dorsalen Ende ebenfalls zwischen einem prä- und einem postaurikukären Zipfel unterschieden werden kann
Ausführungsgang
Der Ausführungsgang der Ohrspeicheldrüse, Ductus parotideus, verläuft bei allen Tieren - außer beim Schaf und beim Fleischfresser - ventral des Musculus masseter. Bei Schaf und Fleischfresser zieht er seitlich dieses Muskels nach rostral.
Der Ductus parotideus verläuft anschließend nach kranial bis auf Höhe des 4. Prämolaren (Rind: 2. Molar) und mündet in einer kleinen Erhebung der Mundschleimhaut (Papilla parotidea) in die Mundhöhle.
Innervation
Die Innervation der Ohrspeicheldrüse erfolgt sowohl über parasympathische Fasern des Nervus facialis und des Nervus glossopharyngeus, als auch über sympathische Fasern. Der parasympathische Anteil führt durch die Kontraktion von Myoepithelzellen der Drüse zu einer vermehrten Speichelsekretion, der sympathische Anteil wiederum zu einer Abnahme der Sekretion (Gegenspieler).
Physiologie
Die Glandula parotis stellt zusammen mit der Glandula mandibularis ca. 90 % des Gesamtspeichels her. Eine Besonderheit des Speichels der Glandula parotis ist, dass er annähernd isoton ist. Bei allen Tieren (mit Ausnahme des Wiederkäuers) wird er allerdings erst durch eine gesteigerte Sekretion isoton, wohingegen der Speichel des Wiederkäuers unabhängig davon isoton ist.
Das Speichelsekret der Wiederkäuer nimmt generell eine Sonderstellung ein, da er sich aufgrund seiner hohen Phosphat- und Bikarbonatkonzentration von den anderen Haussäugetieren stark unterscheidet (wichtig für die Aufrechterhaltung des intestinalen pH-Werts).
Anzumerken ist, dass der Speichel nicht nur die Mundhöhle feucht hält und vor Säureeinwirkung schützt, sondern auch beim Kauen das Futter durchmengt und bei manchen Tieren (z.B. Schwein) auch einen Teil der Verdauung übernimmt (durch die darin enthaltene Amylase).
Histologie
Die Ohrspeicheldrüse produziert ein seröses Sekret und besteht aus Drüsenläppchen, die durch Bindegewebe von einander getrennt werden. Innerhalb eines Läppchens befinden sich tubuloazinöse Endstücke. Mehrere Endstücke fließen dann gemeinsam in ein sogenannte Schaltstücke zusammen, die sich dann wiederum zu Streifenstücken zusammenfügen. Die Streifenstücke finden letztendlich Anschluss an die Ausführungsgänge, die sich zwischen den Läppchen befinden.
Literatur
- Anatomie für die Tiermedizin, 3. Auflage (Salomon, Geyer, Gille)
- Physiologie der Haustiere, 3. Auflage (Engelhardt)
- Histologie-Kurs für Veterinärmediziner, 2. Auflage (Weyrauch, Smollich, Plendl)
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