Nickhautdrüsenreposition (Hund)
Synonym: Nickhautdrüsenrückverlagerung
Definition
Nickhautdrüsenrepositionen sind verschiedene Operationstechniken, die bei einem Prolaps (Vorfall) der Nickhautdrüse beim Hund (Nickhautdrüsenprolaps) angewendet werden können.
Erkrankung
Die Auslöser eines Nickhautdrüsenprolapses sind derzeit (2021) noch nicht vollständig geklärt. Die Augenerkrankung wird aber gehäuft bei bestimmten Hunderassen (z.B. Englische Bulldogge) sowie u.a. im Zusammenhang mit primärer und sekundärer Adenitis oder Infektionen beobachtet.
Unabhängig vom Auslöser kommt es zur Hyperplasie der Drüse, sodass sich die darüber liegende Nickhaut unterschiedlich stark vorwölbt. Die Nickhaut fällt vor (Nickhautprolaps), wobei die vergrößerte Drüse häufig über den Rand der Nickhaut hervorsteht. Durch die unphysiologische Position wird sie durch den Lidschlag gereizt, sie trocknet aus, entzündet sich und schwillt an.
Indikation
Eine chirurgische Therapie ist immer dann indiziert, wenn lokale und konservative Behandlungsversuche (z.B. mit Antibiotika und/oder Kortikosteroiden) keinen Erfolg haben.
Techniken
In der Literatur sind unterschiedliche Techniken beschrieben, die bei einem Nickhautdrüsenprolaps angewendet werden können. Neben der vollständigen Resektion der Drüse gibt es auch Methoden, bei denen die Drüse an ihren ursprünglichen Platz reponiert wird (Nickhautdrüsenreposition). Letztere Verfahren sind zu bevorzugen, da auf diese Weise das Risiko einer Ausbildung einer Keratokonjunktivitis sicca reduziert werden kann.
Ziel der chirurgischen Intervention ist nicht nur die Reposition der Nickhautdrüse, sondern auch die Aufrechterhaltung der Beweglichkeit der Nickhaut sowie die Wahrung des Drüsengewebes sowie dessen Ausführungsgängen. Neben Verankerungstechniken sind auch Techniken beschrieben, bei denen eine Tasche geschaffen wird, in welche die Drüse versenkt und mit Mukosa bedeckt wird.
- Verankerungstechniken: Verankerung der Nickhaut in den schrägen Muskeln, der äquatorialen Sklera oder der periorbitalen Faszie bzw. periorbitalen Spalte.
- Taschentechniken: Präparation einer Tasche in der benachbarten Mukosa, die als Abdeckung der Nickhautdrüse dient und mit oder ohne Skarifikation der Oberfläche durchgeführt werden kann.
Bei einem stark ausgeprägten bzw. chronischen Nickhautvorfall scheinen Verankerungstechniken erfolgsversprechender zu sein. Die Taschentechnik hingegen eignet sich besser bei jungen Tieren oder bei nur leicht ausgeprägten Krankheitsfällen.
Durchführung
Bei der folglich beschriebenen Operationsmethode handelt es sich um eine Taschentechnik.
Die Augenlider werden mit speziellen Lidhaltern zur besseren Darstellung des Operationsfelds abgehalten. Das dritte Augenlid wird mittels Graefe-Pinzette vorsichtig vorgelagert, damit die prolabierte Drüse reponiert werden kann. Anschließend sind zwei parallele Inzisionen in der bulbären Konjunktiva am dorsalen und ventralen Rand der Drüse zu setzen. Die Mukosa wird dann am Rand der Inzision nahe des freien Randes der Nickhaut bzw. nahe der Nickhautbasis von der darunterliegenden Submukosa abpräpariert. Danach können die beiden Inzisionen über der Drüse zusammengenäht werden, sodass die vorgefallene Nickhautdrüse wieder in ihre ursprüngliche Position zurückgelangt. Die Nähte werden entweder mit einer fortlaufenden Naht oder mittels Einzelheften und resorbierbarem Nahtmaterial der Stärke 5-0 bis 7-0 bzw. 4-0 bis 5-0 durchgeführt.
Alternativ kann auch die über der Drüse befindliche Konjunktiva skarifiziert werden, sodass anschließend eine Tabaksbeutelnaht um die Konjunktiva der Fornix und um die Drüse gelegt wird. Beim Anziehen der Naht wird dann Druck auf die Drüse ausgeübt, worauf diese in der Mukosa versenkt wird. Sowohl der Anfang als auch das Ende der Tabaksbeutelnaht ist im Fornix zu platzieren, damit die Fadenenden nicht in Kontakt mit der Hornhaut kommen. Damit ein erneuter Vorfall der Nickhaut während der Heilungsphase verhindert werden kann, ist eine Ankernaht zu setzen. Die Nickhaut wird dabei im vorderen ventralen Fornix und am Periost des Randes der Orbita verankert, und kann nach Abklingen der Entzündung und Schwellung wieder entfernt werden.
Komplikationen
Verankerungstechniken führen zu einer Einschränkung der Beweglichkeit der Nickhaut, während Taschentechniken die Ausführungsgänge der Nickhautdrüse schädigen können. Zusätzlich sind weitere peri- und postoperative Komplikationen möglich, u.a. Blutungen, Infektionen, Wundheilungsstörungen, Nahtdehiszenz und Rezidive.
Literatur
- Fossum TW. 2007. Chirurgie der Kleintiere. 2. Auflage. München: Elsevier GmbH, Urban & Fischer Verlag. ISBN: 978-3-437-57091-9
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