Neoblase
Englisch: neobladder
Definition
Eine Neoblase ist eine chirurgisch aus einem Dünndarmabschnitt geformte, künstliche Harnblase. Sie dient nach einer Zystektomie als orthotoper Harnblasenersatz und zählt zu den potentiell kontinenten Harnableitungen.
Hintergrund
Der Vorteil einer Neoblase besteht darin, dass der Patient - im Gegensatz zur Anlage eines Pouches - keine Hilfsmittel für die Harnableitung benötigt. Die Lebensqualität bleibt dadurch im Wesentlichen erhalten.
Verfahren
Als Gewebe für die Neoblase wird i.d.R. ein ca. 40-50 cm langer Ileumabschnitt verwendet, der längs aufgeschnitten und N-, S- oder W-förmig zu einer Platte vernäht wird. Die Darmplatte wird anschließend geklappt und die Außenkanten miteinander zu einer Art Tasche verbunden. Die Harnleiter (Ureteren) und die Harnröhre (Urethra) werden dann mit der Neoblase verbunden.
Die Kontinenz wird über den Musculus sphincter urethrae externus erreicht. Die Blasenentleerung wird über die Bauchpresse eingeleitet.
Die geläufigsten Formen des orthotopen Harnblasenersatzes sind die Studer-Neoblase und die W-förmige Ulmer-Neoblase.
Komplikationen
- Harnstau durch Strikturen, Kristall- und Steinbildung oder gesteigerte Schleimbildung mit erhöhtem Risiko für Harnwegsinfekte
- Harninkontinenz
- Elektrolytstörungen je nach verwendetem Darmabschnitt:
- Magen: Gefahr der hypochlorämischen, hypokaliämischen Alkalose
- Jejunum: Risiko einer hyponaträmischen, hypochlorämischen und hyperkalämischen Azidose. Verlust von NaCl führt zu Wasserverlust mit konsekutiver Dehydratation
- Ileum, Kolon: hypokalämische Azidose
- Kurzdarmsyndrom je nach Resektionsausmaß des Ileums: Diarrhö, Vitaminmangel, Osteoporose, Gerinnungsstörungen und Gallensäureverlustsyndrom
Kontraindikationen
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