Mundhöhlentumor (Katze)
Synonym: Tumor der Mundhöhle
Vorkommen
Rund 10 % aller maligner Tumoren der Katze sind in der Mundhöhle ausgebildet.
Tumorarten
In den meisten Fällen (> 70 % aller Maulhöhlentumoren) handelt es sich um Plattenepithelkarzinome (PEK). Abgesehen davon sind auch Fibrosarkome (6 bis 17 %) sowie maligne Melanome (2 %) ausgebildet.
Benigne Tumoren kommen vergleichsweise selten vor. Das Verhältnis von malignen zu benignen Tumoren beträgt 9 zu 1. Bei diesen Tumoren kann eine speziesspezifische Entität gefunden werden - der feline induktive odontogene Tumor. Hierbei handelt es sich um einen seltenen Tumor junger Katzen.
Pathogenese
Plattenepithelkarzinom
Orale Plattenepithelkarzinome sind v.a. im Bereich der Alveolarkämme ausgebildet. Alternativ können sie auch die Zunge, den Gaumen, die Tonsillen und auch den Oropharynx befallen.
Der Tumor sitzt dabei meist hochrot gefärbt und verletzlich auf der Gingiva auf und zeigt ein exophytisches sowie ausgeprägt infiltratives und knochendestruierendes endophytisches Wachstum. Aufgrund der damit einhergehenden Osteolyse kommt es häufig zu Zahnlockerungen und in fortgeschrittenem Stadium auch zu einer pathologischen Kieferfraktur.
Fibrosarkom
Orale Fibrosarkome sind ebenfalls häufig im Bereich der Gingiva ausgebildet. Sie weisen eine deutlich derbere Konsistenz auf, verhalten sich jedoch gleichermaßen destruktiv und wachsen ebenfalls infiltrativ.
Melanom
Orale Melanome kommen bei der Katze nur selten vor und besitzen eine hohe Metastasierungstendenz. Diese Tumoren verhalten sich ebenfalls lokal destruierend.
Feliner induktiver odontogener Tumor
Der feline induktive odontogene Tumor betrifft vorwiegend junge Katzen. Als lokal zerstörend wachsender Tumor weist er jedoch keine Metastasierungstendenz auf. Histopathologisch gesehen stammt er aus Ameloblasten, die um ein pulpaähnliches Stroma gelagert sind.
Klinik
Da das Tumorwachstum selbst sowie die osteoproliferativen Kompensationsversuche zu einer Umfangsvermehrung führen, erscheint der Kiefer von außen aufgetrieben und dadurch asymmetrisch. Die betroffenen Tiere zeigen eine deutlich verminderte Futteraufnahme, erhöhten Speichelfluss (Hypersalivation), Blutungen aus der Maulhöhle sowie Schmerzen. Ein deutlich beeinträchtigtes Allgemeinbefinden entwickelt sich jedoch erst bei fortgeschrittenem Tumorwachstum. In diesem Stadium ist die Futteraufnahme so stark eingeschränkt, dass es zu Anorexie kommt. Metastasen finden sich häufig erst im späteren Krankheitsverlauf.
Bei Plattenepithelkarzinome der Zunge ist das Schlucken behindert. Die Zunge erscheint abgehoben, der Mundboden ist verhärtet. Knöcherne Beteiligungen hingegen sind selten vorzufinden. Ist jedoch der Oberkiefer betroffen, kommt es häufig zu einem Einbruch in die Nasenhöhle. Solche Erkrankungen äußern sich klinisch durch einen einseitigen Nasenausfluss. Aufgrund der entzündlichen Begleitumstände sowie einer Metastasierung sind die regionären Lymphknoten (Lymphonodi mandiublares und retropharyngeales laterales) aktiviert.
Diagnose
Die Diagnostik richtet sich nach der Klinik und besteht hauptsächlich aus bildgebenden Verfahren, z.B. Röntgenaufnahmen des Kiefers sowie CT und MRT. Zusätzlich sind stets Thoraxaufnahmen im Rahmen der Metastasensuche anzufertigen.
Mittels Gewebeprobe und anschließender histopathologischer Untersuchung kann der Tumor klassifiziert und eingeteilt werden (TNM-Klassifikation).
Therapie
Als primäres Behandlungsziel gilt die vollständige Resektion betroffener Kieferanteile im gesunden Gewebe mit einem Mindestabstand von 1 cm. Da der Tumor häufig schon fortgeschritten ist und daher oftmals schon eine beträchtliche Größe erreicht hat (TMN-Stadium III oder IV), ist eine chirurgische Sanierung oftmals nicht möglich.
Alternativ oder adjuvant kann eine Strahlentherapie mit hochenergetischer Röntgenstrahlung in kleinen Einzeldosen bis zu einer Gesamtdosis von 40 bis 50 Gray (Gy) durchgeführt werden.
Prognose
Die Prognose ist trotz adäquater Therapie schlecht. Die mittlere Überlebenszeiten werden mit wenigen Monaten angegeben. In vielen Fällen ist die Behandlung rein palliativ.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
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