Lincosamid
nach Streptomyces lincolnensis
Englisch: lincosamide
Definition
Lincosamide sind eine Gruppe von Antibiotika. Ihrer chemischen Struktur zufolge können sie als Acylaminopyranoside bezeichnet werden. Lincosamide sind säurefest und verhalten sich schwach basisch.
Wirkmechanismus
Lincosamide binden an die 50 S-Untereinheit bakterieller Ribosomen. Diese Bindung geschieht in der Nähe des Auslasstunnels für die entstehende Polypeptidkette, deren Austritt aus dem Ribosom somit gehemmt wird. Nach einigen Translationsschritten kommt es dadurch zur Blockade der Peptidyltransferase-Funktion. In der Folge dissoziiert unfertige Peptidyl-tRNA vom Ribosom, sodass einerseits die Proteinbiosynthese unterbrochen und andererseits der tRNA-Pool verbraucht wird.[1] Lincosamide wirken daher bakteriostatisch.
Aufgrund der strukturellen Unterschiede zwischen eukaryotischen und prokaryotischen Ribosomen beeinträchtigen Lincosamide die Proteinbiosynthese in menschlichen Körperzellen nicht.
Substanzen
Zu den Lincosamiden gehören das Lincomycin und dessen Derivat Clindamycin sowie Pirlimycin. In der Humanmedizin wird nur Clindamycin eingesetzt.
Wirkspektrum
Lincosamide zeigen eine Wirkung gegen Staphylokokken und Streptokokken, sind aber auch wirksam gegen Bacteroides fragilis und einige andere Anaerobier. Sie werden beim toxischen Schocksyndrom eingesetzt, um die Produktion des M-Proteins zu unterbinden.
Clindamycin hat auch eine gewisse Aktivität gegenüber Protozoen und wurde deshalb zur Behandlung der Toxoplasmose und der Malaria eingesetzt.
Nebenwirkungen
Lincosamide sind die Antibiotikaklasse, die am häufigsten eine pseudomembranöse Colitis durch Clostridioides difficile auslöst.
Resistenzentwicklung
Ähnlich wie bei Makroliden verändert sich im Rahmen der Resistenzentwicklung die Bindungsstelle des Wirkstoffs am Ribosom. Die biochemische Grundlage der Resistenz ist die Methylierung der 23S-rRNA. Selten kann es darüber hinaus zu einer enzymatischen Inaktivierung von Clindamycin kommen.
siehe auch: Makrolidantibiotikum
Quellen
- ↑ Tenson et al. The mechanism of action of macrolides, lincosamides and streptogramin B reveals the nascent peptide exit path in the ribosome Journal of Molecular Biology, 2003
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