Leberersatzverfahren
Synonyme: Leberdialyse, extrakorporales Leberersatzverfahren, ECLS
Englisch: extracorporeal liver support
Definition
Leberersatzverfahren sind extrakorporale Verfahren zur temporären Unterstützung der Leberfunktion bei akutem oder akut-auf-chronischem Leberversagen. Ziel ist die Überbrückung bis zur Lebertransplantation oder zur Organregeneration.
Hintergrund
Das akute Leberversagen ist ein intensivmedizinischer Notfall mit hoher Mortalität. Leberersatzverfahren sollen primär die Entgiftungsfunktion der Leber übernehmen. Ihre Anwendung ist bisher (2025) nicht standardisiert und vom Einzelfall abhängig. Die Prognose für den Einsatz bei Patienten, bei denen eine Lebertransplantation nicht infrage kommt, ist schlecht.[1]
Bisher sind die notwendigen Clearance-Raten bzw. die Zielwerte, die für eine Verbesserung des Patientenzustandes erforderlich sind, nicht genau definiert. Meist bedient man sich als Surrogatparameter an folgenden Werten:
- Ammoniak als Surrogatparameter für wasserlösliche Toxine
- Bilirubin als Surrogatparameter für albumingebundene Toxine.
Indikationen
Leberersatzverfahren werden u.a. eingesetzt bei:
- akutem Leberversagen (z.B. toxisch, viral)
- akut-auf-chronischem Leberversagen
- schwerer hepatischer Enzephalopathie
- Überbrückung bis zur Lebertransplantation ("Bridge to transplant")
Als mögliche Indikationskriterien beschreiben einige Autoren:[2]
- Indocyaningrün-Plasmaverschwinderate ≤ 8 - 10 %/min
- Serumbilirubin ≥ 8 -10 mg/dl
- INR ≥ 2
- extrahepatische Komplikationen (z.B. hepatorenales Syndrom Typ 1 oder hepatische Enzephalopathie ≥ °2)
Nach bisherigem Kenntnisstand (2025) sind Patienten mit einem akuten Leberversagen besser für den Einsatz von Leberersatzverfahren geeignet, als Patienten mit akut-auf-chronischem Leberversagen. Wird das Verfahren bei akut-auf-chronischem Leberversagen eingesetzt, profitieren am ehesten Patienten mit einem MELD-Score > 30 Punkten und/oder einem hepatorenalem Syndrom Typ 1.[1]
Verfahren
Aktuell (2025) gibt es verschieden Techniken der Leberersatztherapie. Die gängigsten Verfahren sind:
MARS
Am häufigsten wird aktuell das MARS (Molecular Adsorbent Recirculating System) verwendet. Das System arbeitet nach dem Prinzip der Albumindialyse. Das Dialysat enthält Albumin, sodass (im Gegensatz zur herkömmlichen Dialyse) auch albumingebundene Substanzen (z.B. Bilirubin, Gallensäuren) entfernt werden können. Zur Elimination wasserlöslicher Stoffe ist ein herkömmliches Dialysegerät über einen zweiten Filter nachgeschaltet.[2]
SPAD
Alternativ wird die SPAD (Single-pass-Albumindialyse) eingesetzt, die ein herkömmliches Dialysegerät mit Polysulfon-Highflux-Filtern verwendet und einen Teil der Dialysatlösung durch Albumin ersetzt. Die Eliminationskapazität ist hierbei jedoch begrenzt.
Prometheus
Das Prometheus-Verfahren basiert auf der fraktionierten Plasmaseparation und Adsorption. Zunächst werden Albumin und kleinere Eiweißmoleküle filtriert und zur Elimination der Toxine durch zwei Adsorber geleitet. Anschließend erfolgt eine herkömmliche Dialyse zur Elimination der wasserlöslichen Giftstoffe.[2]