Laktat-Ischämie-Test
Synonyme: Ischämie-Test, ischämischer Arbeitsversuch, ischämischer Laktat-Ammoniak-Test, Laktat-Ammoniak-Test, McArdle's test
Englisch: ischemic forearm exercise test, lactate-ischemia test, lactate-ammonia-exercise ratio, LAER, McArdle’s disease test
Definition
Der Laktat-Ischämie-Test ist ein klinisch-chemischer Funktionstest, der Hinweise auf Störungen des muskulären Kohlenhydrat- oder Purinstoffwechsels geben kann.
Hintergrund
Bei intensiver Muskelarbeit steigt der Glukoseverbrauch stark an. Unter anaeroben Bedingungen wird Pyruvat durch Laktatdehydrogenase zu Laktat reduziert, um NAD⁺ für die Glykolyse zu regenerieren. Parallel entsteht bei hohem Energieumsatz Ammoniak durch die Adenylatdeaminasereaktion.
Bei Störungen der mitochondrialen Atmungskette finden sich häufig bereits in Ruhebedingungen erhöhte Laktatspiegel.
Indikationen
Der Laktat-Ischämie-Test ist indiziert zum Ausschluss von Störungen des muskulären Kohlenhydratstoffwechsels bei Patienten mit Muskelschmerzen und rascher Ermüdbarkeit. Der Test dient vor allem zum Ausschluss des McArdle-Syndroms (Glykogenspeichererkrankung V) und des Myoadenylatdeaminase-Mangel.
Vorbereitung
- Nüchternheit für 8 Stunden vor dem Belastungstest
- Komplette körperliche Ruhe 1 Stunde vor dem Belastungstest
Materialien
- Blutdruckmanschette
- Stoppuhr
- Blutentnahme-Set mit Butterfly
- 5 x Natriumfluorid-Plasma-Röhrchen (Laktat-Bestimmung)
- 5 x EDTA-Plasma-Röhrchen (Ammoniak-Bestimmung)
Beide Analyten sind bei Raumtemperatur instabil. Daher müssen alle Röhrchen schnell in einer gekühlten Zentrifuge abzentrifugiert werden und bis zur Analyse gefroren aufbewahrt werden.
Durchführung
- Die Blutdruckmanschette wird am Oberarm angelegt
- Blutentnahme zur Bestimmung der basalen Laktat- und Ammoniakkonzentration
- Blutdruckmanschette auf mindestens 20 mmHg über den systolischen Blutdruck aufpumpen
- Patienten auffordern eine Minute lang ca. 1x pro Sekunde mit maximaler Kraft einen rhythmischen Faustschluss um einen Gummiball durchzuführen
- Blutdruckmanschette lösen und am ipsilateralen Arm aus einer ischämie-betroffenen Vene (z.B. Vena cubitalis) nach 1, 3, 5 und 10 Minuten Blut abnehmen zur Bestimmung der Laktat- und Ammoniakkonzentration
Interpretation
- Normalbefund: Laktatanstieg > 100 % des Basalwerts, Ammoniumanstieg > 0,7 % des Laktatanstiegs
- Ausbleibender Laktatanstieg: Hinweis auf Glykogenosen Typ III, V, VII
- Ausbleibender Ammoniumanstieg: Hinweis auf Myoadenylat-Deaminasemangel
- Ausbleibender Laktat- und Ammoniumanstieg: unzureichende Muskelarbeit, Parese
Risiken
Bei McArdle-Patienten kann der Ischämie-Test eine Rhabdomyolyse auslösen. Daher sollte der Funktionstest bei Auftreten von Myalgien oder Muskelkontraktionen abgebrochen werden. Alternativ ist es möglich, den Test ohne Ischämie durchzuführen.
Literatur
- Zierz, Referenz-Reihe Neurologie: Klinische Neurologie: Muskelerkrankungen, Thieme, 2014
- Gressner et al. Lexikon der Medizinischen Laboratoriumsdiagnostik, 3. Auflage, Springer-Verlag, 2019
- AWMF-S1 Leitlinie: Diagnostik und Differentialdiagnose bei Myalgien, abgerufen am 18.07.2025