Kryotransfer
Englisch: frozen embryo transfer, FET
Definition
Unter einem Kryotransfer versteht man in der Reproduktionsmedizin einen Transfer von kryokonservierten Embryonen in die Gebärmutter. Dabei soll sich der Embryo einnisten (Nidation) und eine Schwangerschaft eintreten. Das Gegenteil eines Kryotransfers ist der Frischtransfer. Hier wird der Embryo im gleichen Zyklus (meist am Tag 5 nach der Eizell-Punktion im Blastozystenstadium) transferiert.
Hintergrund
Die vorausgegangene Kryokonservierung erfolgt heutzutage meist über Vitrifikation. Der Kryotransfer kann dabei entweder im Spontanzyklus oder im artifiziellen Zyklus erfolgen. Letzteres wird meist bevorzugt, da dieser besser planbar ist.
Indikation
Mehrere Gründe können für einen Abbruch der In-vitro-Fertilisation nach der Eizell-Punktion und für die Vermeidung eines Frischtransfers sprechen. Hierbei kommen unter anderem in Frage:
- inadäquater Aufbau des Endometriums am Tag des geplanten Transfers
- fehlende embryonale/endometriale Synchronisation (etwa aufgrund einer retardierten Embryonalentwicklung)
- uterine Pathologien, die die Nidation beeinträchtigen können wie Myome, endometriale Polypen oder eine Serometra
- ein drohendes ovarielles Hyperstimulationssyndrom (OHSS)
- hoher AMH-Wert und/oder eine große Anzahl antraler Follikel, wie etwa beim PCOS. Beides ist mit einem hohen OHSS-Risiko assoziiert.
- eine Präimplantationsdiagnostik
- eine vorausgegangene Kryokonservierung überzähliger Embryonen
In Deutschland ist Kryokonservierung von Embryonen dahin gehend geregelt, dass nach Embryonen-Schutz-Gesetz (ESchG) nur so viele Embryonen entstehen dürfen, wie maximal auf einmal transferiert werden dürfen.
Weitere Gründe für einen Kryozyklus könnten eine vorausgegangene Fertilitätsprotektion mittels Vitrifikation von Oozyten, eine nicht mögliche Samenabgabe am Tag der Eizell-Punktion mit anschließender Vitrifikation der Oozyten oder ein Social Egg Freezing sein.
Sonstiges
Nach der derzeitigen Studienlage ist der Outcome eines Kryotransfers ähnlich gut wie der des Frischtransfers. Einige Publikationen betonen den Vorteil des Kryozyklus und setzen auf eine sogenannte "Freeze-All"-Strategie – also die Kroykonservierung sämtlicher Embryonen. Einschränkend gilt, dass Embryonen mit geringerer Qualität nicht immer kryokonserviert werden können. Einige Studien sehen bei Kryotransfers eine geringere Rate an extrauterinen Graviditäten. Andere Untersuchungen sehen bei Kryozyklen ein höheres Präeklampsie-Risiko.