Patella
Synonym: Kniescheibe
Englisch: patella, kneecap
Definition
Die Patella ist ein flacher, scheibenförmiger, von vorne betrachtet dreieckiger Knochen, der vor dem Kniegelenk lokalisiert ist, an dessen Gelenkflächen er beteiligt ist. Die Patella fungiert als Sesambein in der Sehne des Musculus quadriceps femoris. Sie schützt das Kniegelenk und verlängert den Hebelarm des Musculus quadriceps femoris.
Flächen
Die Patella hat aufgrund der Anpassung an die Femurkondylen eine konkave und konvexe Seite.
Facies anterior
Die Vorderseite der Patella ist konvex und weist kleine Öffnungen auf, durch die die versorgenden Gefäße in das Innere des Knochens ziehen. Sie ist vollständig von der Sehne des Musculus quadriceps femoris bedeckt, die sich kaudal in das Ligamentum patellae fortsetzt. Weiter vorne sorgt ein Schleimbeutel (Bursa praepatellaris) für Polsterung und Verschieblichkeit gegenüber der Haut.
Facies posterior
Die konkave Rückseite der Patella ist in den oberen zwei Dritteln von Gelenkknorpel überzogen und weist einen vertikalen Grat bzw. First, die Crista patellae, auf. Er fügt sich in den Sulcus intercondylaris zwischen den Kondylen des Femurs ein. Die Crista patellae unterteilt die Rückseite in eine große laterale und eine kleinere mediale Gelenkfacette, die wiederum mit den Kondylen des Femurs artikulieren.
Die Facetten bilden im First einen Winkel von 120 bis 140° (Patellaöffnungswinkel). Weiterhin findet sich häufig die sogenannte Haglund-Delle in der Mitte des First, die von dickem Gelenkknorpel ausgeglichen ist. Die mediale Facette hat am medialen Rand oft eine nach vorne abgewinkelte Nebenfacette, die sogenannte Odd-Facette.
Ränder
Margo superior
Der obere, kräftige Rand der Patella dient als Insertionsfläche für den Musculus quadriceps femoris, genauer gesagt für zwei seiner Muskelköpfe, den Musculus rectus femoris und den Musculus vastus intermedius.
Margines medialis et lateralis
Der mediale und laterale Rand verjüngen sich nach kaudal hin und dienen als Ansatzfläche für den Musculus vastus lateralis und den Musculus vastus medialis.
Apex patellae
Die kaudal auslaufende Spitze der Patella dient als Ursprung für das Ligamentum patellae, das zur Tibia zieht.
Sehnen
Der überwiegende Teil der Sehnenfasern des Musculus quadriceps femoris konvergiert proximal zur Patella und überkreuzt sich dabei teilweise. Diese Fasern strahlen in den oberen Pol der Patella ein und werden dort in der Kompakta verankert. Die mediale und laterale Portion der Quadrizepssehne läuft an den Seiten der Patella entlang direkt zur Tuberositas tibiae. Weiter außen liegende Fasern strahlen in die Kapsel des Kniegelenks ein und bilden die Retinaculae patellae.
An der Vorderfläche und am unteren Pol (Apex patellae) entspringen die distalen Sehnenfasern, die dann als Ligamentum patellae zur Tuberositas tibiae des Schienbeins ziehen.
Funktion
Die Patella stellt ein Hypomochlion für die Sehne des Musculus quadriceps femoris dar. Sie vergrößert den Abstand des Kraftvektors des Musculus quadriceps femoris vom Rotationszentrum des Kniegelenks und verlängert dadurch den Hebelarm der Streckmuskulatur des Oberschenkels.
Durch die Knorpelfläche verringert die Patella den Gleitwiderstand der Patellarsehne. Während der Streckbewegung legt die Patella eine Strecke von etwa 8-10 cm über den Oberschenkelknochen zurück.
Darüber hinaus schützt die Patella bei Gewalteinwirkung auf das Knie auch den Gelenkspalt vor dem Eindringen von Fremdkörpern.
Varietäten
- Patella bipartita: Patella besteht aus zwei getrennten Knochenteilen
- Patella multipartita: Patella besteht aus mehreren getrennten Knochenteilen
- Patella emarginata: Eindellung am proximalen Patellarand
Klinik
Die Erkrankungen der Patella gehören ins Fachgebiet der Orthopädie und Unfallchirurgie. Zu ihnen zählen unter anderem:
Angeborene Fehlbildungen der Kniescheibe bezeichnet man als Patelladysplasie.