Patella alta
von lateinisch: altus - hoch
Synonym: Patellahochstand
Englisch: patella alta, high riding patella
Definition
Als Patella alta bezeichnet man eine pathologisch nach kranial verschobene Patella, die sowohl angeboren als auch erworben sein kann. Bei Verschiebung nach kaudal spricht man von einer Patella baja.
Ätiopathogenese
Eine Patella alta kann durch eine angeborene Dysplasie des lateralen Femurkondylus, wachstumsbedingt bei muskulären Dysbalancen (z.B. infantile Zerebralparese), nach habitueller Patellaluxation oder traumatisch nach Ruptur des Ligamentum patellae auftreten.
Außerdem findet sie sich häufig bei alten Menschen mit arterieller Verschlusskrankheit (pAVK), Diabetes mellitus oder degenerativen Gelenksveränderungen auf. Des Weiteren kann auch ein Morbus Osgood-Schlatter zum Patellahochstand führen.
Symptome
Typische Symptome der Patella alta sind:
- idiopathischer retropatellarer Schmerz
- rezidivierende Patellaluxationen
- Kniegelenkserguss
- Chondropathia patellae
Diagnostik
Insall-Salvati–Index
Die am häufigsten verwendete Methode zur Messung der vertikalen Patellaposition ist die Berechnung des Insall-Salvati-Index: Auf einer seitlichen Röntgenaufnahme des Kniegelenks werden die Länge des Ligamentum patellae (LT) von Patellaspitze zur Tuberositas tibiae und die größte diagonale Patellalänge (LP) von ihrer hinteren oberen Ecke zur Spitze gemessen. Anschließend wird das Verhältnis LT/LP gebildet. Die Messung des Insall-Salvati-Index ist weitgehend unabhängig von der Gelenkstellung.
Der Normbereich beträgt 0,8 bis 1,2. Bei einem Index > 1,2 spricht man von einer Patella alta.[1]
Caton-Deschamps-Index
Bei der Methode nach Caton und Deschamps wird die Position der Kniescheibe über das Verhältnis der Distanz zwischen Unterrand der Patellagelenkfläche und der Grenze der vorderen oberen Tibia (B) und der Länge der Patellagelenkfläche (A) definiert. Dabei wird eine seitliche Röntgenaufnahme des Kniegelenks in Flexionsstellung zwischen 10 und 80° verwendet.[2][3]
Der Normbereich von B/A beträgt 0,6 (0,8-1,2). Ab einem Caton-Deschamps-Index von 1,2 spricht man von einer Patella alta.
Blackburne-Peel-Index
Der Blackburne-Peel-Index unterscheidet sich von den anderen Indizes hinsichtlich einer eindeutigeren Definition des distalen Bezugspunktes. Es wird eine Linie entlang des Tibiaplateaus gezogen und mittels einer Senkrechten die Distanz dieser Linie zum Unterrand der Patellagelenkfläche bestimmt (A). Dieser Wert wird mit der Länge der Gelenkfläche der Patella (B) ins Verhältnis gesetzt. Die Messung wird auf einer seitlichen Röntgenaufnahme des Kniegelenks in mindestens 30°-Flexion durchgeführt.[4]
Der Normwert von A/B beträgt 0,8 (1,6-1,0). Eine Patella alta liegt bei einem Blackburne-Peel-Index von > 1 vor.
Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Ursache der Patella alta. Liegt ein Trauma vor, kann z.B. das Ligamentum patellae operativ rekonstruiert werden. Die Entlastung der Naht erfolgt temporär durch einen Zuggurtungsdraht zwischen Patella und Tuberositas tibiae.
Bei wachstumsbedingten Formen wird i.d.R. keine operative Korrektur vorgenommen.
Weblinks
- med-library.com, abgerufen am 1.08.16
- Radiopaedia.org, abgerufen am 1.08.16
Quellen
- ↑ Insall J, Salvati E. Patella position in the normal knee joint. Radiology 1971; 101:101-107
- ↑ Caton J, Deschamps G, Chambat P et al. Patella infera. Apropos of 128 cases. Rev Chir Reparatrice Appar Mot 1982; 68: 317-325
- ↑ Caton J. Method of measuring the height of the patella. Acta Orthop Belg 1989; 55: 385-386
- ↑ Blackburne JS, Peel TE. A new method of measuring patellar height. J Bone Joint Surg Br 1977; 59 B: 241-242
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