Kieferfraktur (Katze)
Synonym: Kieferbruch
Definition
Die Kieferfraktur der Katze ist ein Knochenbruch im Bereich des Ober- oder Unterkiefers.
Vorkommen
Verletzungen des Gesichtsschädels kommen bei der Katze häufig vor. Betroffen sind v.a. Tiere, die in städtischen Gebieten wohnen, wobei junge Katzen besonders häufig verletzt sind.
Ätiologie
Kiefer- sowie Gaumenfrakturen sind häufig die Folge von Stürzen aus größeren Höhen (z.B. Fenstersturz).
Klassifikation
Abhängig von der Lokalisation können Kieferfrakturen wie folgt eingeteilt werden:
- Mandibulafrakturen
- maxillofaziale Frakturen
- Kiefergelenksfrakturen
- Jochbogenfrakturen
Klinik
Die klinischen Symptome sind vielfältig und hängen von der Art und vom Schweregrad der Fraktur ab.
Betroffene Katzen leiden an Schmerzen, Weichteilschwellung, Haut- sowie Schleimhautwunden, Hämatomen, Fragmentverschiebung und Krepitation. Bei dislozierten Knochenanteilen kommt es auch zu einem fehlerhaften Kieferschluss, abnormer Beweglichkeit, Funktionsverlust sowie Schwierigkeiten bis Unvermögen, Futter und Wasser aufzunehmen. Das Kauen und Schlucken ist beeinträchtigt.
Diagnose
Die Diagnose kann häufig schon im Rahmen der gründlichen klinischen Untersuchung einschließlich Adspektion, Inspektion und Palpation gestellt werden. Um die Art sowie Lokalisation der Fraktur feststellen zu können, sind Röntgenaufnahmen (laterolaterale und dorsoventrale Aufnahmen sowie Schrägaufnahmen mit geöffnetem Fang) anzufertigen.
In unklaren Fällen empfiehlt sich eine CT- sowie MRT-Aufnahme, um komplexe Frakturen sowie Weichteildefekte abschätzen zu können.
Aufgrund der traumatischen Genese sollten die Katzen stets als Polytraumapatienten betrachtet werden, um eventuell maskierte Verletzungen (z.B. Schädel-Hirn-Trauma, Thoraxtrauma u.ä.) ausschließen zu können.
Therapie
Ziel der Frakturversorgung ist die Wiederherstellung eines physiologischen Kieferschlusses (Normokklusion) sowie eine korrekte Kaufunktion. Eine fehlerfreie Gebissfunktion ist jedoch nur dann gewährleistet, wenn Ober- und Unterkiefer in richtiger orthognather Lage stabil fixiert werden können.
Die Wahl der Behandlungsmethode hängt von verschiedenen Faktoren ab:
- Größe und Alter des Tiers
- Lokalisation der Fraktur
- Typ und Alter der Fraktur
- Parodontalerkrankungen
- Zahnläsionen (z.B. Zahnfrakturen, Zahnluxationen oder Zahnsubluxationen)
Bei der Katze stehen sowohl direkte als auch indirekte Methoden der Frakturversorgung zur Auswahl:
indirekte Frakturversorgung | direkte Frakturversorgung |
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Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7