Zahnfraktur (Katze)
Definition
Als Zahnfraktur versteht man das Abbrechen (Frakturieren) eines Zahnes aufgrund eines mechanischen Traumas oder infolge eines endogenen pathologischen Prozesses bei der Katze.
Ätiologie
Zahnfrakturen können entweder traumatisch bedingt sein oder sekundär, aufgrund endogener Erkrankungen, entstehen. Mögliche Ursachen sind:
- Autounfall
- Fenstersturz
- Krämpfe
- Maulhöhlentumore
- Feline odontoklastische resorptive Läsionen (FORL)
Pathogenese
Zahnfrakturen betreffen bevorzugt die Canini (Schneidezähne). Aufgrund ihrer Anatomie sowie Lage (lang, dünn und in exponierter Position) sind sie prädisponiert für ein Abbrechen.
Unabhängig von der Ursache kommt es häufig zu einer Kontinuitätsdurchtrennung, weshalb reine Schmelzabsplitterungen (auch aufgrund der geringen Schmelzdicke) eher selten auftreten. Da der betroffene Zahn meistens vollständig frakturiert, kommt es fast immer zu einer Dentinwunde, die auch mit Eröffnung der Pulpa mit konsekutiver Pulpitis einhergeht. Am häufigsten treten Stückverluste der Zahnkrone mit Eröffnungen der Pulpa auf.
Jede eröffnete Pulpa führt unbehandelt zu einer Pulpitis, die nachfolgende in einen periapikalen Prozess mündet, der dann rasch auch auf das umliegende Gewebe (z.B. Alveolarknochen) übergreift.
Klinik
Frische Zahnfrakturen gehen häufig mit einer Blutung aus dem Zahn einher. Ältere Frakturen hingegen zeigen keine Blutungen mehr, da die Pulpa bereits in weiten Teilen nekrotisch geworden ist und sich die Blutgefäße zurückgezogen haben.
Zahnfrakturen mit Pulpabeteiligung sind äußerst schmerzhaft. Betroffene Tiere zeigen vermehrtes Schlecken und/oder Speicheln, ein verändertes Kauverhalten sowie Verhaltensänderungen (z.B. Zurückziehen, verminderter Spieltrieb und teilweise auch Harninkontinenz).
Diagnose
Nach der adspektorischen Beurteilung der Verletzung sondiert man die Frakturfläche mit einer sehr spitzen zahnärztlichen Sonde oder mit einem feinen Wurzelkanalinstrument. Da auch pulpanahe Frakturen zu einer Pulpitis führen können, sollte im nächsten Schritt eine Einzelzahnröntgenaufnahme durchgeführt werden. Auf dem Röntgenbild lassen sich entzündliche Reaktionen des periapikalen Knochens darstellen. Im fortgeschrittenen Stadium zeigt sich im Röntgenbild eine Transluzenz um die Wurzelspitze als Zeichen für eine periapikale Osteolyse. Da diese Veränderungen jedoch erst im späteren Verlauf auftreten, kann bei einer frischen Zahnfraktur ohne Eröffnung der Pulpa eine Beteiligung der Pulpa noch nicht sicher ausgeschlossen werden.
Die Dentinwunde muss versiegelt und der Zahn über eine Röntgenkontrollaufnahme nach etwa 8 bis 12 Wochen auf entzündliche Veränderungen im periapikalen Knochenbereich überprüft werden. Eine livide Verfärbung des betroffenen Zahns weist jedoch auch ohne sichere Pulpaeröffnung auf ein pulpitisches und behandlungsbedürftiges Geschehen hin.
Therapie
Nachdem die Diagnose (Zahnfraktur mit Pulpabeteiligung) gesichert ist, kann zwischen zwei Behandlungsoptionen ausgewählt werden:
- Extraktion des betroffenen Zahns
- Endodontische Behandlung des betroffenen Zahns
Die Entscheidung der passenden Therapie hängt dabei von der Art der Fraktur und den Verhältnissen im Wurzelbereich ab. Eine frische und reine Kronenfraktur ohne röntgenologisch darstellbare periapikale Veränderungen weist die beste Prognose auf. Im Gegensatz dazu können aber auch fortgeschrittene periapikale Veränderungen mittels adäquater Wurzelbehandlung zur Ausheilung gebracht werden.
Zu den ungünstigen Faktoren für eine erhaltene Therapie zählen:
- Längsfraktur des Zahnes bis in die Alveole
- Längsfraktur des Zahnes entlang des Wurzelkanals
- fortgeschrittene periapikale Osteolyse
- Fistelungen im Apexbereich
In diesen Fällen sollte eine Extraktion einer zahnerhaltenden Behandlung vorgezogen werden.
Literatur
- Schmidt V, Horzinek MC (Begr.), Lutz H, Kohn B, Forterre F (Hrsg.). 2015. Krankheiten der Katze. 5., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co KG. ISBN: 978-3-8304-1242-7
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