Hochfrequentes Antigen
Synonyme: high-prevalence antigen, common antigen
Definition
Ein hochfrequentes Antigen ist in der Transfusionsmedizin ein Blutgruppenmerkmal, das in 99,9 % der Population oder mehr vorhanden ist. Nur 0,1 % oder weniger tragen dieses Antigen nicht. Die Bezeichnung wird normalerweise für erythrozytäre Antigene verwendet.
Klinische Bedeutung
Hochfrequente Antigene können ein erhebliches Problem bei der Versorgung mit kompatiblen Erythrozytenkonzentraten darstellen. Wenn ein Antigen-negativer Patient - was statistisch natürlich selten vorkommt - irreguläre Antikörper gegen das hochfrequente Antigen bildet, das er selbst nicht trägt, ist es sehr schwierig, Antigen-negative Präparate zu beschaffen. In solchen Fällen muss meist auf kryokonservierte Erythrozytenkonzentrate zurück gegriffen werden, die in einigen transfusionsmedizinischen Zentren für solche Zwecke bereit gehalten werden.
Dahinter steckt ein hoher logistischer Aufwand. Es müssen Tausende von Blutspendern typisiert werden, um einige wenige Antigen-negative zu finden. Dieser Aufwand sowie die Vorhaltekosten für die kryokonservierten Produkte werden in der Vergütung nicht adäquat abgebildet. Auch die Identifizierung der Antikörper bei dem betroffenen Patienten ist schwierig, da nur wenig Antigen-negative Testerythrozyten verfügbar sind.
Eine Notfalltransfusion ist bei solchen Patienten praktisch nicht möglich. Bei planbaren Eingriffen muss eine Eigenblutspende in Betracht gezogen werden. Im Verwandtenkreis des Patienten können kompatible Blutspender gesucht werden.
Beispiele
Ein hochfrequentes Antigen, das noch am ehesten klinische Bedeutung hat, ist Vel (Blutgruppensystem 034/VEL). In Westeuropa sind ungefähr 99,94 % der Bevölkerung Vel-positiv und 0,06 % Vel-negativ. Vel-negative Patienten können nach Erythrozytentransfusionen Anti-Vel bilden. Dies wird angesichts der niedrigen Zahl Vel-negativer Individuen noch vergleichsweise "häufig" nachgewiesen, so dass das Antigen Vel vermutlich eine hohe Potenz zur Sensibilisierung hat.
Von einigen Autoren wird auch das zum Kell-System gehörende Antigen k (Cellano) als hochfrequentes Antigen bezeichnet, obwohl es in Europa "nur" bei ca. 99,5 % der Bevölkerung vorkommt.
Weitere typische hochfrequente Antigene, für die weniger als 0,1 % der Population negativ sind - teilweise deutlich weniger -, sind Cartwright(a), Colton(a), JR(a), Langereis, das Antigen U aus dem MNSs-System sowie Wright(b).
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