Hirnstammblutung
Englisch: brainstem hemorrhage
Definition
Unter einer Hirnstammblutung versteht man eine infratentorielle intrazerebrale Blutung, die im Hirnstamm lokalisiert ist.
Hintergrund
Als Hirnstamm bezeichnet man alle Hirnabschnitte unterhalb des Diencephalons (außer dem Cerebellum). Er spielt eine lebenswichtige Rolle bei der Steuerung grundlegender Körperfunktionen wie Atmung, Blutdruck, Herzfrequenz und Schlucken. Schädigungen des Hirnstamms sind daher häufig schwerwiegend und lebensgefährlich.
Ätiologie
Eine Hirnstammblutung kann verschiedene Ursachen haben. Dazu gehören eine arterielle Hypertonie, Gefäßmalformationen oder sekundäre Einblutungen bei Tumoren oder Metastasen bzw. nach ischämischem Schlaganfall.
Symptome
Die Symptome einer Hirnstammblutung können vielfältig sein und hängen von der genauen Lokalisation und dem Ausmaß der Blutung ab. Besonders charakteristisch bei einseitiger Hirnstammläsion sind gekreuzte neurologische Ausfälle (Alternans-Syndrom). Das bedeutet, dass die Hirnnerven der ipsilateralen Seite betroffen sind, jedoch die langen Bahnen (z.B. Pyramidenbahn) der kontralateralen Seite, da diese kaudal der Läsion auf die Gegenseite kreuzen.
Mögliche weitere Symptome sind z.B.:
- Starke Kopfschmerzen
- Bewusstseinsverlust
- Übelkeit
- Erbrechen
- Sehstörungen, z.B. Doppelbilder
- Koordinationsprobleme
- Schwindel
Eine Hirnstammblutung ist ein lebensgefährlicher Notfall und muss unverzüglich behandelt werden.
Diagnostik
Die neurologische Untersuchung liefert gemeinsam mit der Anamnese Hinweise auf eine Läsion im Bereich des Hirnstamms. Da eine Differenzierung zwischen Blutung und Ischämie klinisch nicht sicher möglich ist, schließt sich schnellstmöglich eine Bildgebung an.
Der Goldstandard ist dabei eine CT-Untersuchung des Kopfes. Diese wird zunächst nativ durchgeführt. Bei Bedarf wird eine kontrastmittelgestützte Gefäßdarstellung ergänzt, um die Blutungsursache genau zu bestimmen. Eine MRT-Untersuchung ist ebenfalls zur Diagnose einer Hirnstammblutung geeignet, dauert jedoch länger. Bei sehr kleinen Blutungen ist die MRT der CT überlegen.
Therapie
Grundsätzlich muss zwischen konservativen und invasiven Therapiemaßnahmen unterschieden werden.
Konservative Therapie
Patienten mit einer Hirnstammblutung werden auf einer Stroke Unit oder auf der Intensivstation behandelt.
Wichtige Säulen der konservativen Therapie sind u.a.:
- Blutdruckmanagement mit Zielwerten ≤ 140 mmHg
- Atemwegsmanagement und ggf. Intubation
- Analgetische Therapie
- Normalisierung der Gerinnung
Invasive Therapie
In manchen Fällen ist eine neurochirurgische Intervention zum Stoppen der Blutung oder zur Behandlung von Komplikationen indiziert.
Rehabilitation
Nach der Akutphase der Behandlung ist meist eine umfassende Rehabilitation notwendig, um mögliche Funktionsverluste zu minimieren und die Lebensqualität des Patienten zu verbessern. Sie kann Physiotherapie, Sprachtherapie und andere rehabilitative Maßnahmen umfassen.
Literatur
- Beucler et al., Crossed brainstem syndrome revealing bleeding brainstem cavernous malformation: an illustrative case. BMC Neurol. 2021 May 20;21(1):204.