Herpesvirus-Keratitis (Pferd)
Synonym: Equiner Herpes-Konjunktivokeratitis-Komplex
Definition
Als Herpesvirus-Keratitis bezeichnet man eine virusinduzierte Augenerkrankung beim Pferd.
Ätiopathogenese
Als Ursache für die Herpesvirus-induzierte Keratitis gilt das equine Herpesvirus 2. Es handelt sich um ein Gammaherpesvirus. Einmal infizierte Tiere tragen das Virus lebenslang in sich. Häufig wird die Erkrankung durch Stresssituationen getriggert.
Symptome
Zu Beginn der Krankheit steht häufig eine therapieresistente Konjunktivitis. Im weiteren Verlauf können verschiedene weitere Symptome auftreten, unter anderem:
- Punktkeratitis oder großflächige Hornhauterosionen
- Hornhautvaskularisation
- Subepitheliale punktförmige oder fleckige Infiltrate
- Hypopyon
- Miosis
Komplikationen
- Rezidivneigung
- bei ulzerativen Prozessen: Superinfektion mit Pilzen
- autoimmune Komplikationen
- Entwicklung einer eosinophilen Keratitis mit Tendenz zur Keratokonjunktivitis sicca
Diagnostik
Zur Diagnosestellung sollte eine gründliche Augenuntersuchung inkl. Fluorescein-Test vorgenommen werden, um punktförmige oder großflächige Hornhautläsionen darzustellen. Die Durchführung eines Schirmer-Tränentests wird immer empfohlen, um eine Keratokonjunktivitis sicca auszuschließen. Zusätzlich sollte eine Zytologie zum Ausschluss einer Keratomykose gemacht werden.
Die definitive Diagnose kann mithilfe eines Virusnachweises (PCR) gestellt werden.
Differentialdiagnosen
Als Differentialdiagnosen kommen verschiedene Augenerkrankungen in Frage, unter anderem:
- Keratomykose
- Hornhautulzera
- Uveitische Präzipitate an der Hornhauthinterfläche
- Equine rezidivierende Uveitis
Therapie
Die Therapie besteht primär in der Verabreichung von virostatischen Augensalben bzw. -tropfen (z.B. Trifluridin) 4-6 mal täglich und der symptomatischen Behandlung von Hornhautulzera. Wenn das Pferd zusätzlich an einer equinen rezidivierenden Uveitis leidet, muss Atropin lokal verabreicht werden.
Da es häufig zu autoimmunen Komplikationen kommt, sollte bei einer defektfreien Herpesvirus-Keratitis eine weitere Behandlung mittels Glukokortikoid-Antibiotika-Augensalbe oder Ciclosporin-Augensalbe erfolgen.
Literatur
- Gilger BC. 2005. Equine Ophthalmology. Elservier Saunders. ISBN: 978-0-7261-0522-7
- Prof. Dr. Barbara Nell, Dipl. ECVO. Vorlesungsunterlagen Vetmeduni Wien. Das rote Auge. Rote Bindehaut und/oder Episklera.
- Collinson PN, O'Rielly JL, Ficorilli N, Studdert MJ. Isolation of equine herpesvirus type 2 (equine gammaherpesvirus 2) from foals with keratoconjunctivitis. J Am Vet Med Assoc. 1994 Jul 15;205(2):329-31. PMID: 7928614.