Keratokonjunktivitis sicca (Pferd)
Synonyme: Keratoconjunctivitis sicca (KCS), trockenes Auge, Syndrom des trockenen Auges
Englisch: dry-eye syndrome
Definition
Die Keratokonjunktivitis sicca, kurz KCS, ist eine beim Pferd sehr selten auftretende Erkrankung der tränenproduzierenden Organe.
Ätiopathogenese
Eine Keratokonjunktivitis sicca kann durch verschiedene Ursachen hervorgerufen werden:
- Ausfall der parasympathischen Fasern des Nervus facialis (z.B. durch traumatische Insulte)
- toxische Schädigung der Tränendrüse
- Traumatisierung der Tränendrüse (z.B. Fraktur des Os zygomaticum)
Eine immunmediierte Entzündung der Tränendrüsen, wie bei der Keratokonjunktivitis sicca des Hundes, wurde beim Pferd bisher (2021) noch nicht nachgewiesen.
Aufgrund fehlender Tränenflüssigkeit kommt es zu schweren physikalischen und nutritiven Schäden an der Hornhaut (Kornea).
Klinik
Zu den klinischen Symptomen zählen unter anderem Blepharospasmus, mukopurulenter Augenausfluss, eine trockene Kornea und gerötete Bindehäute.
Diagnostik
Die Diagnosesicherung erfolgt durch den Nachweis einer gestörten Tränenproduktion mithilfe eines Schirmer-Tränentests. Hierbei handelt es sich um einen Papierstreifen, der für die Dauer von einer Minute in den unteren Bindehautsack des Auges eingelegt wird, um dort mit der Tränenflüssigkeit in Berührung zu kommen. Nach einer Minute wird beurteilt, wie weit sich der Flüssigkeitsspiegel vom Ausgangspunkt weg bewegt hat. Als physiologisch sind Werte zwischen 11 mm und 30 mm pro Minute anzusehen. Werte unterhalt von 11 mm deuten auf eine verminderte Tränenproduktion hin.
Therapie
Zum Schutz der Kornea sollte drei bis viermal täglich ein Tränenersatz auf die Hornhaut aufgebracht werden. Zusätzlich ist bei bakteriellen Sekundärinfektionen - die häufig begleitend auftreten - eine lokale Therapie mit entsprechendem Antibiotikum indiziert. Eine topische Behandlung mit Ciclosporin verbessert in vielen Fällen das klinische Bild. Die Anwendung von 0,25%igen Pilocarpin-, Vitamin-A- und Acetylcystein-haltigen Präparaten wird häufig empfohlen. Der positive Effekt konnte bislang jedoch noch nicht bewiesen werden.
Chirurgische Techniken wie z.B. die Transposition des Ductus parotideus oder der Verschluss der Tränenpunkte wurden beim Pferd bisher selten durchgeführt.
Quellen
- Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. ISBN: 978-3-13-219621-6
- Gilger BC. 2005. Equine Ophthalmology. St. Louis: Elsevier Inc. ISBN: 978-0-7261-0522-7