Hereditäre alpha-Tryptasämie
Definition
Die hereditäre alpha-Tryptasämie, kurz HAT oder HαT, ist eine genetische Veränderung, die zu erhöhten Konzentrationen von Tryptase im Blut führt. Ursache sind überzählige Kopien des Gens TPSAB1, das die alpha-Tryptase kodiert. Die hereditäre alpha-Tryptasämie wurde erstmals 2016 von Jonathan Lyons beschrieben.
Genetik
Das Gen TPSAB1 kodiert für alpha- oder beta-Tryptase-Isoformen, das Gen TPSB2 für beta-Isoformen. Die Gene liegen auf Chromosom 16 an Genlokus 16p13.3. Bei Anlageträgern der hereditären alpha-Tryptasämie sind mehr als zwei Kopien des Gens TPSAB1 vorhanden. Phänotypisch besteht eine mehr oder weniger starke Erhöhung der Serumtryptase im Ruhezustand (sog. Baseline Serum Tryptase, BST). Der Erbgang ist autosomal-dominant. Die Prävalenz wird in zwei Studien in Europa mit etwa 5 bis 6 % angegeben.
Biochemie
Die Serinprotease Tryptase ist ein Tetramer, das aus zwei alpha- und zwei beta-Untereinheiten besteht, die nicht-kovalent gebunden sind. Das Molekulargewicht ist ca. 135 kDa. In ruhenden Gewebsmastzellen kommen außerdem monomere pro-alpha- und pro-beta-Tryptase vor. Letztere werden spontan in geringem Maße sezerniert. Die Tryptase-Monomere sind der Hauptbestandteil der BST.
Klinik
Ein Großteil der Anlageträger ist asymptomatisch. Betroffene leiden unter neurologischen oder psychiatrischen Symptomen (Fatigue, Depression) oder gastrointestinalen Beschwerden wie einem Reizdarmsyndrom. Häufig kommen auch typische Phänomene einer Mastzellaktivierung vor, wie Flush, Pruritus oder Urtikaria. Es besteht ein erhöhtes Risiko für anaphylaktische Reaktionen, insbesondere eine Hymenopterenallergie (z.B. Bienengiftallergie).
Die Symptome überschneiden sich mit denen des Mastzellaktivierungssyndroms.
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