Hendravirus
Synonym: equines Morbillivirus
Definition
Beim Hendravirus handelt es sich um ein zur Familie der Paramyxoviridae gehörendes einzelsträngiges RNA-Virus, das 1994 erstmals in Hendra in Australien bei Pferden und Menschen isoliert wurde. Es ist mit dem Nipahvirus verwandt.
Taxonomie
- Bereich: Riboviria
- Phylum: Negarnaviricota
- Familie: Paramyxoviridae
- Unterfamilie: Orthoparamyxovirinae
- Gattung: Henipavirus
- Art: Hendravirus
- Gattung: Henipavirus
- Unterfamilie: Orthoparamyxovirinae
- Familie: Paramyxoviridae
- Phylum: Negarnaviricota
siehe Hauptartikel: Virustaxonomie
Morphologie
Das Hendravirus ist ein behülltes Virus mit helikalem Ribonukleokapsid. Die RNA wird vom Kapsidprotein umgeben und ist mit einem Phosphoprotein und der viralen Polymerase assoziiert. Die Lipidhülle enthält zwei Glykoproteine (Fusionsprotein und Glykoprotein G). Außerdem befindet sich auf der Innenseite der Hülle das Matrixprotein, das die zwei Glykoproteine mit dem Ribonukleokapsid verbindet.
Genom
Das Genom des Hendravirus besteht aus einem negativ polarisierten, einzelsträngigen RNA-Molekül (ssRNA). Es beinhaltet 18.234 Nukleotide und 6 Gene.
Epidemiologie
Bisher kamen nur wenige Hendravirus-Ausbrche in Australien vor. Als natürliches Reservoir gelten Flughunde der Gattung Pteropus, die bei Infektion jedoch keine Symptome zeigen. Alle infizierten Menschen hatten Kontakt zu erkrankten Pferden. Der Übertragungsweg von Flughunden auf Pferde und von Pferden auf Menschen ist unklar. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch oder von Flughunden auf den Menschen findet nicht statt.
Vermehrung
Das Virus bindet mit dem Glykoprotein G an den Rezeptor EphrinB auf der Wirtszelle. Vermutlich erfolgt die Infektion des Menschen über die Atemwege. Anschließend vermittelt das Fusionsprotein die Fusion der Virushülle mit der Zellmembran. Die Replikation erfolgt im Zytoplasma (v.a. in Endothelzellen).
Klinik
Die Hendra-Virus-Infektion manifestiert sich nach einer Inkubationszeit von 7-16 Tage mit Influenza-artigen Beschwerden (Husten und Fieber). Anschließend kann sich eine Meningoenzephalitis entwickeln, die sich u.a. mit Verwirrung, Ataxie und Krämpfen manifestiert. Weiterhin kann es zu einem Lungen- und Nierenversagen kommen.
Diagnostik
Derzeit (2020) sind keine kommerziellen Tests zur Diagnose einer Hendravirus-Infektion erhältlich. Bei begründetem Verdacht kann Kontakt z.B. zum Referenzzentrum Bernhard-Nocht-Institut aufgenommen werden. Die Anzucht des Virus aus Blut, Serum, Liquor oder Abstrichen erfolgt in Hochsicherheitslaboren (S4).
Therapie
Bei einer Hendravirus-Infektion kann ein Therapieversuch mit Ribavirin erwogen werden.
Prävention
Ein Impfstoff gegen das Hendravirus ist nicht vorhanden. Menschliche Infektionen sind in Deutschland als "bedrohliche Krankheit" gemäß § 6 IfSG an das Gesundheitsamt zu melden. Infizierte Pferde sollten isoliert werden.
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