Hämotrophe Mykoplasmose (Hund)
Synonyme: Hämotrope Mykoplasmose, Hämoplasmose, infektiöse Anämie, Hämobartonellose
Definition
Als hämotrophe Mykoplasmose bezeichnet man eine Infektion mit verschiedenen Mykoplasmen beim Hund.
Ätiologie
Die hämotrophe Myoplasmose wird durch Mycoplasma haemocanis und Candidatus Mycoplasma haematoparvum verursacht. Diese Mykoplasmen sind gramnegative, obligat parasitäre und zellwandlose Bakterien, die Erythrozyten befallen.
Epidemiologie
In der Schweiz beträgt die Prävalenz von Mycoplasma haemocanis und Candidatus Mycoplasma haematoparvum 0,9 und 0,3 %.
Pathogenese
Hämotrophe Mykoplasmen werden durch Rhipicephalus sanguineus (Braune Hundezecke) übertragen. Die Zecken übertragen die Erreger sowohl transstadial als auch transovariell, weshalb Zecken ein wichtiges Mykoplasmen-Reservoir darstellen. Iatrogene Infektionen durch Bluttransfusionen sind ebenfalls möglich.
Nach der Infektion schädigen die Mykoplasmen die Erythrozytenmembran, um in die Blutzellen einzudringen. Im weiteren Verlauf verlieren die Erythrozyten ihre bikonkave Struktur und werden dann zu Sphärozyten. Es kommt zur Hämolyse bzw. zur frühzeitigen Phagozytose durch Makrophagen sowie zum extravaskulären Abbau. Aufgrund der Schädigung der Erythrozytenmembran wird die Antikörperbildung und damit zusätzlich eine sekundäre Immunhämolyse begünstigt.
Klinik
Ähnlich wie bei der Katze verlaufen Mykoplasmen-Infektionen beim Hund häufig asymptomatisch. Prädisponierende Faktoren, die zu einer unterschiedlich schwer verlaufenden hämolytischen Anämie führen, sind:
- Fehlen einer Milz (z.B. aufgrund Splenektomie)
- Mehrfachinfektionen mit Ehrlichien, Babesien, Bakterien oder Viren
- immunsuppressive Medikamente (z.B. Glukokortikoide)
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen alle Erkrankungen, die mit einer hämolytischen Anämie einhergehen, ausgeschlossen werden.
Diagnose
Da Mykoplasen sich nur unter besonderen Bedingungen anzüchten lassen, ist der direkte Erregernachweis mittels PCR deutlich sensitiver als der mikroskopische Nachweis.
Therapie
Bei hochgradigen Anämien ist eine Transfusion von Vollblut oder Erythrozytenkonzentraten indiziert. Parallel dazu ist eine umfangreiche Antibiose mit Doxycyclin (5 mg/kgKG BID p.o.) über 21 Tage durchzuführen.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prophylaxe
Eine Infektion mit hämotrophen Mykoplasmen kann durch eine geeignete Zeckenprophylaxe (z.B. Pyrethroide) vermieden werden.
Zoonotische Bedeutung
Hämotrophe Mykoplasmen sind beim Menschen nicht bekannt.
Quellen
- Niemand HG (Begr.). Suter PF, Kohn B, Schwarz G (Hrsg.). 2012. Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke-Verlag in MVS Medizinverlag Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-1125-3.
- LABOKLIN GmbH & Co. KG. Hämotrope Mykoplasmen. Labor für klinische Diagnostik (abgerufen am 05.02.2021)
- Compton SM, Maggi RG, Breitschwerdt EB. 2012. Candidatus Mycoplasma haematoparvum and Mycoplasma haemocanis infections in dogs from the United States. Comp Immunol Microbiol Infect Dis 35(6):557-62. DOI: 10.1016/j.cimid.2012.06.004