Ganzkörperwaschung
Definition
Unter einer Ganzkörperwaschung versteht man die Reinigung des gesamten Körpers mit Wasser und Waschmitteln im Rahmen der Kranken- oder Altenpflege.
Hilfsmittel
Hände
Die Waschung mit den Händen vermittelt Körperkontakt, der eine Grundlage für unser Wohlbefinden ist. Auch nicht mehr mitteilungsfähige, komatöse Patienten nehmen ihre Umwelt wahr und werden durch die Berührungsreize während der Waschung stimuliert. Diese anregende Wirkung kann durch Waschungen mit verschiedenen Temperaturen verstärkt werden. Der Kontakt mit den Händen muss immer professionell erfolgen. Personen, die der Pflegende nicht mag, sollten nicht mit unnötiger Härte angefasst werden. Umgekehrt ist auch eine sexuelle Stimulation des Patienten zu vermeiden.
Wasser
Zu einer guten Hautpflege gehört auch eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ein dehydrierter Patient hat in der Regel größere Hautprobleme (z.B. Xerosis). Deshalb in jedem Fall vor der Pflege Flüssigkeit zuführen. Die Wassertemperatur sollte nach individuellen Vorlieben gewählt werden. Sie kann auch für therapeutische Zwecke angepasst werden, z.B. kalte Waschungen zur Thromboseprophylaxe, warme Waschungen bei kalten Füßen.
Waschmittel
Zu stark seifenhaltige bzw. entfettende Waschmittel können den Säureschutzmantel der Haut zerstören. Waschmittel sollten deshalb pH-hautneutral (pH-Wert 5,5) und rückfettend sein. Seifenhaltige Waschmittel können sich in der Haut ablagern, was zu Juckreiz führen kann. Deshalb ist seifenfreien oder synthetischen Waschlotionen der Vorzug zu geben. Stückseife ist ungeeignet, da sie ein hervorragender Wachstumsort für Mikroorganismen ist.
Waschutensilien
- Waschhandschuh/-lappen
- Weiche Bürsten
- Weiche Schwämme
Durchführung
Bereitstellung der benötigten Materialien
Alle benötigten Materialien sollten in Griffweite sein.
Betrachtung des Patienten
Die Pflege beginnt mit der Betrachtung des Patienten, um ggf. über Abweichungen vom normalen Vorgehen zu entscheiden. Dabei sollten folgende Dinge beachtet werden:
- Sauberkeit
- Wachzustand
- Schmerzen
- Fehlende Zuwendung
- Fähigkeit zur Selbstwaschung
- Allgemeine Belastbarkeit des Patienten
Aufwärmphase
Zur initialen Aufwärmphase gehören:
- das Erwärmen von Gelenken, durch Handauflegen evtl. mit leichten Massagen
- die Möglichkeit für den Patienten, sich die Hände in der Waschschüssel selbst zu waschen
- Fußbäder bei kalten Füßen
Waschung
Der Patient sollte im Rahmen seiner Möglichkeiten immer versuchen, möglichst viele Körperpartien alleine zu waschen. Erfolgt die Waschung durch das Pflegepersonal, sollte möglichst eine Hand am Patienten verbleiben. Bei verwirrten Patienten ist es darüber hinaus essentiell, im Blickfeld des Patienten zu stehen.
In der Regel wird in der Reihenfolge Gesicht/Kopf - Arme - Brust/Bauch - Rücken - Beine/Füße - Genitalbereich gewaschen. Je nach Gegebenheiten, bzw. persönlichen Wünschen des Patienten kann dieses Konzept geändert werden. Hierbei sollte man jedoch auf die Wasserqualität achten und gegebenenfalls ein Wasserwechsel durchführen.
Gesicht/Kopf
Mit der Waschung des Gesicht beginnt man erst, wenn bereits ein Vertrauensverhältnis zum Patienten besteht. Als erstes werden die Augen vom äußeren zum inneren Augenwinkel mit angefeuchtetem Tuch gereinigt. Danach wäscht man mit kreisenden, leicht massierenden Bewegungen das restliche Gesicht, ohne anschließend den Nackenbereich zu vergessen. Bei Kopfschmerzen können zusätzlich kleine kreisende Bewegungen an Schläfe und Stirn durchgeführt werden. Das Gesicht sollte sich der Patient möglichst alleine abtrocknen.
Arme
Die Hände sollten bereits in der Aufwärmphase im Wasser gewaschen worden sein. Man beginnt von der Innenseite des Unterarmes in Richtung Achselhöhle. Dabei können die Lymphgefäße und Venen leicht ausgestrichen werden - jedoch nicht bei Patienten mit Herzinsuffizienz. An der Außenseite des Armes kehrt man zurück zur Hand. Leichte zirkelnde Massagen führen zu einer zusätzlichen Entspannung des Patienten. Die anschließende Abtrocknung erfolgt nach dem gleichen Schema. Nach Möglichkeit sollten Deodorants vermieden werden, da diese der Haut schaden können.
Brust
Die Waschung der Brust beginnt mit kreisender Bewegung vom Sternum aus aufwärts und wird am seitlichen Brustkorb abwärts geführt. Bei gestressten Patienten sollte in der Behaarungsrichtung gewaschen werden. Beim Abtrocknen darauf achten, dass Hautfalten gut abgetrocknet sind, um eine Aufweichung der intertriginösen Hautbezirke zu verhindern.
Bauch
Die Reinigung des Bauchs erfolgt in Richtung des Dickdarmverlaufs, um seine Transportfunktion zu unterstützen. Anschließend wie im Brustbereich die Hautfalten immer gut abtrocknen.
Rücken
Zur Waschung des Rückens wird der Patient auf die Seite gelagert. Dabei faltet man die Bettdecke halb zur Rolle und legt sie neben den Patienten. Die Drehung auf die Rolle erfolgt schrittweise, erst wird das Bein angehoben und angewinkelt, dann über das andere hinweg gehoben. Gleichsinnig werden dann Becken und schließlich die Schulter gedreht.
Den Rücken inspiziert man zunächst intensiv auf Dekubituszeichen (Rötungen, Druckschmerz, weiße bzw. blasse Stellen, Verhärtungen oder Schwellungen). Die Waschung selbst erfolgt in großen, kreisenden Bewegungen vom Os sacrum entlang der Wirbelsäule bis zum Nacken. Anschließend geht es über die Schulter zurück zum Os sacrum. Dabei mit beiden Händen massierende Bewegungen in der gleichen Richtung erzeugen. Nach Abtrocknung empfehlen sich massierende Einreibungen mit rückfettenden Salben, Cremes oder Lotionen. Franzbranntwein sollte nicht verwendet werden, da er die Haut austrocknet. Zur Aktivierung des Kreislaufs können stattdessen Bürstungen mit kaltem Wasser vorgenommen werden.
Beine und Füße
Fußwaschungen sind auch in der Waschschüssel möglich. Dabei kann der Pflegende zusätzlich Wasser, zwecks Reizverstärkung, über Knie und Unterschenkel laufen lassen. Können die Beine nicht ausreichend bewegt werden, wäscht man sie genau wie die Arme. Bei Patienten mit Herzinsuffizienz auch hier möglichst nicht die Gefäße ausstreichen.
Genitalbereich
Die Reinigung erfolgt beim Mann durch Zurückziehen der Vorhaut. Die Waschrichtung läuft vom Harnröhrenostium weg. Danach die Vorhaut wieder vorstreifen. Bei der Frau wird von der Harnröhrenmündung in Richtung Anus gewaschen.
Anmerkung: Bei Inkontinenz niemals die Flüssigkeitszufuhr verringern, sondern eher noch erhöhen!
Vollbad
Sämtliche vorher beschriebene Punkte treffen auch auf das Vollbad zu. Zwei Faktoren sollten zusätzlich beachtet werden:
Auftrieb
Der Auftrieb verringert das Körpergewicht um 80-90%. Er erleichtert die Bewegung von Gelenken, bzw. ermöglicht eine allgemein erhöhte Mobilität und eignet sich daher zur Prophylaxe von Kontrakturen.
Hydrostatischer Druck
Der hydrostatische Druck ist abhängig von der Höhe des Wasserspiegels. Er komprimiert die Venen, so dass es zu einem erhöhtem Rückfluss von Blut aus den Extremitäten kommt, daher Vorsicht bei Rechtsherzinsuffizienz. Bei kreislauflabilen Patienten sollte man immer:
- als Teilbad (Höhe Bauchnabel) beginnen und erst nach dem Zustieg die Wassermenge weiter erhöhen.
- die Temperatur kontinuierlich von Bad zu Bad erhöhen, nicht sofort heiß baden
- erst das komplette Wasser ablassen, dann erst den Patienten aussteigen lassen
- heiße Bäder immer mit kalter Waschung beenden
um diese Funktion zu nutzen.