Fremdkörpererkrankung (Wiederkäuer)
Synonym: Reticuloperitonitis traumatica
Definition
Als Fremdkörpererkrankung bezeichnet man ein Krankheitsbild der Wiederkäuer, das durch die orale Aufnahme von Fremdkörpern ausgelöst wird. Die Krankheit tritt fast ausschließlich bei erwachsenen Rindern auf.
Ätiologie
Da Rinder weniger selektiv fressen als kleine Wiederkäuer, werden häufig Drahtstücke, Nägel, und andere unverdauliche Gegenstände über das Futter aufgenommen. Diese Fremdkörper gelangen dann meist ungehindert vom Pansen in die Haube. Während den Haubenkontraktionen werden die länglichen und spitzen Fremdkörper mit erheblicher Kraft in oder durch die Organwand gedrückt. Durch die Perforation kann eine Peritonitis entstehen, die häufig lokalisiert begrenzt bleibt und aufgrund fibrinöser Ausschwitzungen zu Verklebungen an der Bauchwand und den angrenzenden Darmschlingen führt.
In schwerwiegenden Fällen können auch eine Reihe an weiteren Komplikationen auftreten, z.B.:
- generalisierte Peritonitis
- Pericarditis traumatica
- Schädigung des Nervus vagus
- Abkapselung des perforierenden Fremdkörpers
Klinik
Die Symptome einer Fremdkörpererkrankung sind meist in den ersten Tagen am ausgeprägtesten und schwächen dann häufig ab. Betroffene Tiere leiden an folgenden Symptomen:
- die Kuh tritt vom Futterstand zurück und frisst nicht mehr (Inappetenz bis Anorexie)
- keine Wiederkautätigkeit
- aufgekrümmter Rücken
- erhöhte Bauchdeckenspannung
- Stöhnen
- Bewegungsunlust
- erhöhte innere Körpertemperatur
Diagnostik
Die Klinik liefert häufig die ersten Hinweise für die Verdachtsdiagnose einer Fremdkörpererkrankung. Ein wichtiger Punkt der Diagnostik ist die klinische Untersuchung, insbesondere die Durchführung der Fremdkörperschmerzproben. Diese werden als positiv gewertet, wenn die Atmung auf Höhe des Inspiriums angehalten wird und dann ein leises stimmloses Stöhnen erfolgt.
Alternativ können Ultraschall- oder Röntgenuntersuchungen durchgeführt werden.
Differentialdiagnosen
Therapie
In akuten Fällen kann der Fremdkörper chirurgisch entfernt werden. Jedoch wird in den meisten Fällen eine konservative Therapie angestrebt. Diese besteht aus:
- mehrtägiger Gabe eines Antibiotikums,
- Verabreichung eines Fremdkörpermagneten
- Höherstellen des Tiers (Vordergliedmaße um ca. 25 cm), sodass eine Perforation des Herzbeutels verhindert werden kann.
Prophylaxe
Prophylaktisch eignet sich die perorale Eingabe (über eine Sonde) eines Fremdkörpermagneten. Zusätzlich muss auf eine optimale Futterqualität und die Vermeidung von kontaminiertem Futter geachtet werden.