Follikelhämatom (Pferd)
Englisch: (anovulatory) hemorrhagic follicle
Definition
Ein Follikelhämatom ist ein Follikel, bei dem es aufgrund einer ausbleibenden Ovulation zu einer Einblutung kommt.
Vorkommen
Follikelhämatome treten besonders häufig bei Stuten in der Übergangsphase vom Winteranöstrus zur regelmäßigen Ovaraktivität auf.
Ätiologie
Die Hämatombildung ist die Folge eines anovulatorischen Follikels, der aufgrund eines LH-Mangels nicht zur Ovulation kommt und somit persistiert.
Pathogenese
Bleibt eine Ovulation aufgrund fehlender LH-Synthese und/oder LH-Sekretion aus, persistiert der Follikel im präovulatorischen Stadium. Es kommt zum Östrogenmangel, sodass der Follikel entweder atresiert oder zunehmend luteinisiert (es bildet sich hormonell aktives Gewebe).
In seltenen Fällen - insbesondere in der Übergangsphase - kommt es zur plötzlichen Einblutung in die Follikelhöhle.
Klinik
Beim Follikelhämatom ist die gesamte Follikelhöhle von einem Blutgerinnsel ausgefüllt. Das betroffene Ovar kann vergrößert sein. Bei der transrektalen Palpation erscheint der betroffene Bereich weich-fluktuierend bis derb.
Unter Ultraschallkontrolle erscheint das Follikelhämatom echodicht. Die Echodichte nimmt (ähnlich einem Hämatom in anderen Organen) je nach Alter der Blutung zu. Es bilden sich zunehmend Fibringerinnsel und Bindegewebstrabekel, wobei ein mit echoarmer Flüssigkeit gefüllter Hohlraum allmählich verschwindet.
Diagnose
Die Diagnose wird im Zuge der gynäkologischen Untersuchung mithilfe einer transrektalen Sonografie gestellt. Hierbei fällt v.a. ein persistierender präovulatorischer Follikel auf, der eine deutliche Einblutungen aufweist. Im weiteren Verlauf (Kontrolluntersuchungen über mehrere Tage hinweg) kann eine bindegewebige Umgstrukturierung der Follikelhöhle verfolgt werden.
In unklaren Fällen ist eine Bestimmung der Plasma-Progesteronkonzentration indiziert (niedrige Werte schließen einen luteinisierenden Follikel aus).
Therapie
Beim Erreichen physiologischer Progesteronkonzentrationen tritt häufig eine spontane Luteolyse und Aufnahme ovulatorischer Ovartätigkeit auf dem kontralateralen Ovar ein. Bleibt die Progesteronkonzentration hingegen niedrig (< 1 ng/ml) oder kommt es nicht zu einer zeitgerechten Luteolyse, sollte Prostaglandin F2α (PGF2α, 5 mg/Tier) zur Luteolyseinduktion appliziert werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Prognose
Die Prognose für die Fruchtbarkeit ist grundsätzlich gut, da das kontralaterale Ovar die Funktion sowie Zyklusaktivität übernimmt. Auch wenn das betroffene Ovar über längere Zeit (auch lebenslang möglich) funktionslos bleibt, kommt es zu keiner Blockade des Zyklus.
Literatur
- Aurich C (Hrsg.). 2009. Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie - Andrologie - Geburtshilfe. 2., überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Parey-Verlag. ISBN: 978-3-8304-4179-3