Facettenganglion
von lateinisch: facies - Vorderseite, Gesicht
Synonym: Juxtafacettenzyste, Synovialzyste
Englisch: ganglion cyst of a lumbar facet joint, juxtafacet cyst, synovial cyst, facet cyst, posterior longitudinal ligament (PLL) cyst, disc cyst
Definition
Als Facettenganglion bezeichnet man Ganglien und Synovialzysten, die von Facettengelenken oder vom Ligamentum flavum ausgehen.
Im engeren Sinne sind darunter ausschließlich Ganglien der Facettengelenke zu verstehen.
Epidemiologie
Laut klinisch-statistischen Auswertungen sind unter 1% der Bevölkerung von einem Facettenganglion betroffen. Breit angelegte epidemiologische Studien existieren nicht. Frauen leiden insgesamt häufiger unter Facettenganglien als Männer. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt etwa bei 60 Jahren. Am häufigsten manifestieren sich Facettenganglien an der Lendenwirbelsäule. Es gibt jedoch auch Berichte von Vorkommen im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule.
Ätiologie
Die Ätiologie der Facettenganglien ist bisher nicht eindeutig geklärt. Verschiedene Faktoren scheinen zur Entstehung beizutragen:
- Synoviaextrusionen degenerativ veränderter Facettengelenke
- mukoide Degeneration periartikulären Bindegewebes
- Segmentdegenerationen bis hin zur Segmentinstabilität
Für die genannten Faktoren spricht vor allem das gehäufte Auftreten in höherem Alter. Auf Grund der vermuteten degenerativen Veränderungen, welche häufig beidseitig bestehen, können Facettenganglione ebenfalls beidseitig auftreten.
Klinisches Bild
- Extraspinal ausgerichtete Aussackungen des Gewebes sind häufig symptomlos. Dies gilt nicht, sofern ein Schmerzbild in Form einer Facettenarthrose im Sinne eines Facettensyndroms besteht. In einem solchen Falle kann es zu pseudoradikulärer Ausstrahlung kommen.
- Nach intraspinal gerichtete Facettenganglien führen sehr häufig (> 70% der Fälle) zu einem radikulären Schmerzsyndrom. Dies ist bedingt durch Kompression der Spinalnerven.
- Des Weiteren können Facettenganglien Bestandteil der Pathologie einer Spinalkanalstenose sein. Diese führen dann entsprechend zu einer neurogenen Claudicatio mit vorwiegend gehstreckenabhängiger Schmerzsymptomatik im Bereich der unteren Extremitäten.
- In seltenen Fällen kann ein Facettenganglion ein Cauda-Equina-Syndrom bedingen. Eine plötzliche Exazerbation der klinischen Symptome kann Ausdruck einer akuten Einblutung in eine Aussackung der Gelenkkapsel sein.
- Im Bereich der Hals- und Brustwirbelsäule können myelopathische und radikuläre Symptome auftreten. Motorische und sensible radikuläre Ausfälle treten in etwa 40 bis 50% der Fälle auf.
Differentialdiagnostik
Differentialdiagnosen lassen sich - gestützt auf die Bildgebung - in zwei Oberkategorien unterteilen, in extra- und intradurale Differentialdiagnosen.
Zu den extraduralen DDs zählen:
- Bandscheibenvorfälle (Prolaps), diese nicht zystisch sind
- Spinalkanalstenosen, die sie in der Regel konzentrisch darstellen
- Extradurale Tumore, wobei diese ebenfalls nicht zystisch sind
Zu den intraduralen DDs zählen:
- intradurale Tumoren, die jedoch keine Beziehung zum Facettengelenk haben und meist solide sind
- das Phänomen des conjoined nerv root, wobei dieses eher myelographisch zu diagnostizieren ist
- Wurzeltaschenzysten und Arachnoidalzysten, die jedoch dünnwandig und ohne Beziehung zum Facettengelenk sind
Therapie
- Antiphlogistika
- Kortison-Injektion direkt ins betroffene Gelenk
- Facettendenervierung
- Kyrotherapie
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