Denys-Drash-Syndrom
nach P. Denys, französischer Pädiater und Allan Drash (1931-2009), US-amerikanischer Endokrinologe
Englisch: Denys-Drash-Syndrome
Definition
Das Denys-Drash-Syndrom ist eine seltene angeborene Erkrankung der Nieren und des äußeren Genitales. Es ist durch die Symptomtrias aus Nephroblastom, diffuser Mesangiosklerose (DMS) und Pseudohermaphroditismus masculinus gekennzeichnet.
Epidemiologie
Das Denys-Drash-Syndrom ist eine seltene Erkrankung mit einer Inzidenz von circa 1:100.000. Bis heute (2017) wurde in der Literatur etwa von 150 betroffenen Personen berichtet.
Ursache
Das Denys-Drash-Syndrom wird autosomal-dominant vererbt. Ursächlich ist eine Mutation auf dem Chromosom 11 im WT1-Gen (Wilms-Tumor-Suppressor-Gen). Dieses Gen liegt an Genlokus 11p13 und codiert im Normalfall ein Zinkfingerprotein, das die Funktion eines Transkriptionsfaktors hat. Dieser spielt in der Entwicklung der Nieren und Geschlechtsorgane eine wichtige Rolle.
Symptome
In 90% der Fälle stellt ein bösartiger Tumor der Niere (Nephroblastom, Wilms-Tumor) das erste Symptom des Denys-Drash-Syndroms dar. Es kann sich ein Tumor in einer Niere oder mehrere Tumoren in beiden Nieren bilden.
Schon kurz nach der Geburt fällt die Fehlbildung des äußeren männlichen Genitales auf. Männliche Patienten können einen normalen männlichen Chromosomensatz (46,XY) aufweisen, meist liegt jedoch eine gonadale Dysgenesie vor. Das äußere Geschlecht sieht hierbei nicht eindeutig männlich oder weiblich aus (männlicher Pseudohermaphroditismus) oder es erscheint komplett weiblich. Bei betroffenen Männern fehlt der Descensus testis, das bedeutet, dass der Hoden im Becken oder der Bauchhöhle liegt. Diese Fehlbildungen machen männliche betroffene Personen infertil. Betroffene weibliche Personen haben meist ein normales weibliches Genital.
Weiterhin kommt es zu einer diffusen Mesangiosklerose (DMS), die mit einem nephrotischen Syndrom einhergeht und schon nach bis zu vier Jahren zu einer diallysepflichtigen chronischen Nierenerkrankung führt.
Diagnostik
Das Denys-Drash-Syndrom wird in den meisten Fällen zwei Wochen bis 1,5 Jahre nach der Geburt diagnostiziert. Die Fehlbildung des äußeren Genitales fällt meist schon direkt nach der Geburt auf. Das nephrotische Syndrom zeigt sich meist durch eine Proteinurie, eine verminderte Harnausscheidung und einen aufgrund der diffusen Mesangiosklerose erhöhten Blutdruck. Das Nephroblastom kann sonographisch oder durch eine Computertomographie diagnostiziert werden.
Therapie
Eine kausale Therapie des Denys-Drash-Syndroms ist bis heute (2017) nicht verfügbar. Die Proteinurie kann medikamentös nicht behandelt werden. Bei einem Nierenversagen sollte eine Dialyse mit anschließender Entfernung der Niere (Nephrektomie) und Nierentransplantation durchgeführt werden. Die transplantierte Niere ist nicht von einem Denys-Drash-Syndrom betroffen, weshalb einer Entwicklung eines Nephroblastoms vorgebeugt werden kann.
Die Fehlbildung der äußeren Geschlechtsorgane kann ggf. chirurgisch dem externen Phänotyp des Patienten angepasst werden.
Differentialdiagnose
Das Denys-Drash-Syndrom ist dem Frasier-Syndrom ähnlich. In beiden Fällen liegt eine Mutation des WT1-Gens vor, die Symptome ähneln sich daher.