Rippe
Synonym: Costa
Englisch: rib
Definition
Als Rippen bezeichnet man die paarigen, gebogenen, stabförmigen Knochen, die dorsalseitig an der Brustwirbelsäule entspringen. Sie bilden zusammen mit der Brustwirbelsäule und dem Sternum den knöchernen Brustkorb (Thorax).
Anatomie
Die Anzahl der Rippen entspricht der Anzahl der Brustwirbel. Der Mensch verfügt insgesamt über 12 Rippenpaare. Jede Rippe besteht aus dem eigentlichen Rippenknochen (Os costale) und einem daran anschließenden Knorpelabschnitt, dem Rippenknorpel (Cartilago costalis). Der Raum zwischen zwei aufeinander folgenden Rippen wird als Interkostalraum oder Zwischenrippenraum bezeichnet. Dieser Raum wird zum Teil von der Interkostalmuskulatur ausgefüllt. Die gelenkigen Verbindungen zwischen den Knorpeln der 6. bis 10. Rippe werden als Articulationes interchondrales bezeichnet.
Einteilung
Die erste Rippe liegt zwischen dem letzten Halswirbel (C7) und dem ersten Brustwirbel (Th1). Beim Menschen sind die oberen 7 Rippen ventral über den Rippenknorpel direkt mit dem Sternum (Brustbein) verbunden. Diese Rippen werden auch als "wahre" oder sternale Rippen (Costae verae) bezeichnet. Die Rippen 8 bis 12 setzen am knorpeligen Rippenbogen (Arcus costalis) an, man nennt sie "falsche" oder asternale Rippen (Costae spuriae). Die letzten beiden Rippen sind nur rudimentär angelegt und enden frei in der Bauchwand als sogenannte "Fleischrippen" (Costae fluctuantes).
Rippe | Lateinischer Name | Deutscher Name |
---|---|---|
1 bis 7 | Costae verae | Wahre Rippen |
8 bis 12 | Costae spuriae | Falsche Rippen |
Costae affixae (8, 9, 10) | Befestigte Rippen | |
Costae fluctuantes (11, 12) | Fluktuierende (freie) Rippen |
Gemeinsame Merkmale
Die Rippen lassen sich jeweils in folgende Abschnitte unterteilen:
- Caput costae (Rippenkopf)
- Collum costae (Rippenhals)
- Corpus costae (Rippenkörper)
Über die Rippenköpfchen stehen die Rippen gelenkig mit der Wirbelsäule in Verbindung. Jede Rippe berührt dabei zwei aufeinander folgende Wirbel. Die Gelenkfläche des Rippenköpfchens (Facies articularis capitis costae) ist daher zweigeteilt.
Am Rippenhals befindet sich der Rippenhöcker (Tuberculum costae), der über eine kleine Gelenkfläche (Facies articularis tuberculi costae) mit dem Querfortsatz des Brustwirbels auf gleicher Höhe artikuliert. Unweit vom Rippenhals befindet sich der Angulus costae (Rippenwinkel). Der flache Rippenkörper weist eine konvexe Außenfläche (Facies externa) und eine konkave Innenfläche (Facies interna) auf.
Am Unterrand verlaufen die Interkostalnerven und die zugehörigen Blutgefäße in einer Knochenfurche, dem Sulcus costae.
Besonderheiten
Name | Lateinisch | Merkmale |
---|---|---|
1. Rippe | Costa I (prima) | Costa vera, kürzeste Rippe, am stärksten gekrümmt, Sulci durch Nachbarstrukturen, Ansatz des Musculus scalenus anterior und des Musculus scalenus medius, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars superior) |
2. Rippe | Costa II (seconda) | Costa vera, stark gekrümmt, länger als 1.Rippe, Ansatz des Musculus scalenus posterior, gel. auch des Musculus scalenus medius, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars superior, Pars intermedia) |
3. Rippe | Costa III (tertia) | Costa vera, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars intermedia), gel. auch Ansatz des Musculus scalenus posterior |
4. Rippe | Costa IV (quarta) | Costa vera, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars inferior) |
5. Rippe | Costa V (quinta) | Costa vera, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars inferior) |
6. Rippe | Costa VI (sexta) | Costa vera, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars inferior) |
7. Rippe | Costa VII (septima) | Costa vera, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars inferior) |
8. Rippe | Costa VIII (octava) | Costa spuria, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars inferior) |
9. Rippe | Costa IX (nona) | Costa spuria, Ursprung des Musculus serratus anterior (Pars inferior), liegt vorne auf der Addison-Ebene |
10. Rippe | Costa X (decima) | Costa spuria |
11. Rippe | Costa XI (undecima) | Costa spuria, endet frei |
12. Rippe | Costa XII (duodecima) | Costa spuria, endet frei |
Varianten
Als anatomische Fehlbildungen bzw. Normvarianten der Rippen kommen vor:
- Akzessorische Rippen (Plusvarianten)
- Minusvarianten (ganz oder teilweise fehlende Rippen):
- Srb-Anomalie: Unterentwicklung der 1. Rippe
- fehlende oder unterentwickelte untere Rippen
- Gabelrippe
- knöcherne angeborene Rippenbrücken: meist zwischen den oberen Rippen. Können auch nach einem Trauma auftreten, meist an tieferen Rippen.
- Rippenfusionen: oft in Kombination mit Blockwirbeln (Klippel-Feil-Syndrom) oder Schulterblatthochstand mit Sprengel-Deformität
- intrathorakale Rippen: nach innen gerichtete kleine Rippen sind eine Rarität
Klinik
Die Rippen sind bei Unfällen aufgrund ihrer Form und exponierten Lage verletzungsanfällig. Die Rippenprellung und die Rippenfraktur sind deshalb in der Unfallchirurgie relativ häufige Krankheitsbilder.