Unter Atemwegsverlegung versteht man einen Zustand, bei dem das Lumen der Atemwege, teilweise oder vollständig mechanisch verschlossen wird. Mögliche Gründe dafür sind die Aspiration von Fremdkörpern, Flüssigkeiten (z.B. Blut) oder Erbrochenem.
Die Atemwegsverlegung ist eine Form der Atemwegsobstruktion. Die Begriffe werden teilweise auch synonym verwendet. "Atemwegsverlegung" bzw. "verlegte Atemwege" ist jedoch die bevorzugte Bezeichnung in der Notfallmedizin und im Rettungswesen, da sie die mechanische Ursache unterstreicht.
Je umfangreicher die Atemwegsverlegung, desto größer ist die Gefahr der respiratorischen Insuffizienz. Sind die Atemwege vollständig verlegt, tritt eine Hypoxie ein, die ohne Therapie zum Herz-Kreislauf-Stillstand und letztlich zum Tod durch Ersticken führt.
Die Ursachen für eine Atemwegsverlegung sind vielfältig. Bei Kleinkindern führt oft das Verschlucken von kleinen Gegenständen zu einer Verlegung der Atemwege (Fremdkörperaspiration). Auch eingeatmetes Essen kann eine Ursache sein. Des Weiteren können regurgierter Mageninhalt sowie Blut aus Verletzungen im Kopf-Hals Bereich zu einer Atemwegsverlegung führen.
Eine teilweise Verlegung der Atemwege macht sich durch lautere Atemgeräusche bemerkbar, das Fehlen von Atemgeräuschen spricht für eine vollständige Verlegung.
Anhand der klinischen Symptomatik teilt man Atemwegsverlegungen wie folgt ein:
Die Primärdiagnostik umfasst die Inspektion des Patienten mit Beobachtung der Thoraxexkursionen und Sichtkontrolle des Rachenraums sowie der Auskultation der Atemwege. Dabei wird auf Atemnebengeräusche (z.B. Stridor) geachtet, welche die ungefähre Position der Verlegung anzeigen. Bei einer ausgeprägten Verlegung ist es möglich, den Stridor schon ohne Hilfsmittel zu hören.
Wichtig sind zudem die anamnestischen Angaben sowie die Auffindesituation des Patienten. So gibt es Situationen, die auf die Ursache der Verlegung hinweisen, wie z.B. das Auffinden eines Patienten beim Essen bzw. eines Kleinkinds in der Umgebung von kleinen Spielzeugteilen.
Die weiterführende apparative Diagnostik umfasst die Bildgebung in Form eines Röntgen-Thorax oder eine Bronchoskopie.
Die Behandlungsmaßnahmen richten sich nach der Schwere der Atemwegsverlegung und dem Bewusstseinszustand des Patienten. Bei einer milden Atemwegsverlegung wird der Patient wiederholt zum Husten aufgefordert und bis zur Besserung der Symptomatik - ggf. unter Durchführung weiterer Diagnostik - beobachtet.
Tags: Dyspnoe, Notfallindikation
Fachgebiete: Notfallmedizin
Diese Seite wurde zuletzt am 7. Februar 2018 um 07:31 Uhr bearbeitet.
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