ApoE4
Synonyme: Apolipoprotein E4, ApoE ε4
Englisch: apolipoprotein E4
Definition
ApoE4 ist ein Protein aus der Familie der Apolipoproteine, das eine zentrale Rolle im Lipidstoffwechsel spielt. Es handelt sich um eine Isoform des Apolipoprotein E (ApoE), die durch spezifische Einzelnukleotid-Polymorphismen (SNPs) des Gens entsteht.
Genetik
Das APOE-Gen ist auf Chromosom 19 am Genlokus 19q13.32 lokalisiert. Es existieren drei Hauptallele: ε2, ε3 und ε4. ApoE4 unterscheidet sich von den anderen Isoformen durch den Austausch von Cystein zu Arginin an den Positionen 112 und 158. Diese Aminosäureänderung beeinflusst die Konformation des Proteins und dessen Bindungseigenschaften an Lipoproteinrezeptoren.
Funktion
ApoE4 ist an der Regulation des Cholesterintransports beteiligt und vermittelt den Transfer von Triglyzeriden und Cholesterin in das Zentralnervensystem und in periphere Gewebe. Im Vergleich zu ApoE3 weist ApoE4 eine verringerte Affinität zu LDL-Rezeptoren auf. Dies kann zu einer ineffizienten Lipidverwertung führen und ist mit neurodegenerativen und vaskulären Prozessen assoziiert.
Klinik
Das ApoE4-Allel ist ein wichtiger genetischer Risikofaktor für die Alzheimer-Krankheit. Homozygote Träger (ε4/ε4) haben ein signifikant erhöhtes Risiko für eine frühzeitige Krankheitsmanifestation. Auch bei Atherosklerose, Schädel-Hirn-Trauma, Parkinson-Krankheit und anderen neurodegenerativen Erkrankungen hat ApoE4 eine pathogenetische Bedeutung. Das Allel beeinflusst zudem die Immunantwort, die Blut-Hirn-Schranke sowie den Amyloid-β-Metabolismus.
ApoE4 spielt auch in der Pharmakologie eine wichtige Rolle, insbesondere im Kontext moderner Anti-Amyloid-Therapien bei der Alzheimer-Krankheit. Träger des ε4-Allels weisen unter Behandlung mit monoklonalen Antikörpern gegen Amyloid-β (z.B. Aducanumab, Lecanemab, Donanemab) ein erhöhtes Risiko für amyloid-related imaging abnormalities (ARIA) auf.