Donanemab
Handelsname: Kisunla®
Synonyme: LY3002813, N3pG
Englisch: donanemab
Definition
Donanemab ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der monoklonalen Antikörper, der zur Behandlung von Patienten mit leichten kognitiven Einschränkungen im Rahmen einer Alzheimer-Demenz eingesetzt wird.
siehe auch: Aducanumab, Lecanemab
Biochemie
Donanemab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper (IgG1), der auf Mausantikörpern (mE8-IgG2a) basiert.
Wirkmechanismus
Donanemab richtet sich gegen Beta-Amyloid-Plaques im ZNS. Das im Gehirn an den Antikörper gebundene Beta-Amyloid wird durch das Immunsystem abgebaut.
Indikationen
Donanemab ist indiziert zur Behandlung erwachsener Patienten mit:[1]
- einer leichten kognitiven Störung und leichter Demenz infolge einer Alzheimer-Erkrankung
- bestätigter Amyloid-Pathologie (z.B. durch PET oder Liquordiagnostik)
- heterozygotem ApoE-ε4-Status oder Nichtträgerstatus
Dosierung
Donanemab wird alle 4 Wochen intravenös verabreicht. Die empfohlene Dosis beträgt 350 mg für die erste Dosis, 700 mg für die zweite Dosis, 1.050 mg für die dritte Dosis und 1.400 mg ab der vierten Dosis. Die maximale Behandlungsdauer beträgt 18 Monate.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigste bekannte Nebenwirkung sind amyloidbedingte Bildgebungsanomalien (ARIA). Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen, intrakranielle Blutungen und gastrointestinale Beschwerden.
Amyloidbedingte Bildgebungsanomalien (ARIA)
Donanemab kann amyloidbedingte Bildgebungsanomalien (ARIA) verursachen, die als ARIA-E (Ödeme) oder ARIA-H (Hämosiderinablagerungen) auftreten. Sie treten meist in den ersten 24 Wochen auf, verlaufen häufig asymptomatisch, können aber u.a. Kopfschmerzen, Verwirrtheit, Schwindel, Sehstörungen oder Krampfanfälle auslösen. ARIA-E zeigt sich in der MRT als Hirnödem oder sulkaler Erguss, ARIA-H als Mikrohämorrhagien oder superfizielle Siderose. Selten wurden intrazerebrale Hämorrhagien > 1 cm beobachtet.
Vor Therapiebeginn ist daher ein aktuelles MRT obligat. Während der Behandlung sind MRT-Kontrollen im 1., 2., 3. und 6. Monat erforderlich, bei Risikopatienten zusätzlich im 12. Monat. Bei ARIA-verdächtigen Symptomen ist sofort eine klinische Abklärung inklusive MRT durchzuführen.
Leichte asymptomatische ARIA können im Einzelfall ohne Unterbrechung der Therapie beobachtet werden. Bei asymptomatischen moderaten sowie symptomatischen ARIA ist die Therapie bis zur radiologischen Besserung zu pausieren. Nach 2–4 Monaten erfolgt eine erneute MRT-Kontrolle. Die Wiederaufnahme oder das Absetzen richtet sich nach klinischer Einschätzung und Risikofaktoren. Unterstützend kann die Gabe von Kortikosteroiden erwogen werden. Schwere ARIA oder intrazerebrale Hämorrhagien > 1 cm erfordern ein dauerhaftes Therapieende. Bei rezidivierenden ARIA ist ein Absetzen nach klinischem Ermessen angezeigt.[1]
Kontraindikationen
Zu den Kontraindikationen gehören:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- MRT-Ausgangsbefunde mit Nachweis früherer intrazerebraler Hämorrhagien, mehr als 4 Mikrohämorrhagien, superfizielle Siderosen, vasogenen Ödemen (ARIA-E) oder andere Befunde, die auf eine zerebrale Amyloidangiopathie hindeuten
- Patienten mit Blutungsstörungen, die nicht unter adäquater Kontrolle sind
- Patienten, die eine laufende Therapie mit Antikoagulanzien erhalten
- Schwere Erkrankung der weißen Substanz
- Patienten mit schlecht eingestellter Hypertonie
- Gegebenheiten, die keine MRT-Beurteilung zulassen (z.B. Klaustrophobie, metallische Implantate)
Zulassung
Donanemab wurde 2024 durch die FDA in den USA und durch die MHRA in Großbritannien zur Behandlung von Patienten mit leichter kognitiver Beeinträchtigung und leichter Demenz infolge der Alzheimer-Erkrankung zugelassen.[2][3] Hersteller ist Lilly.
Der CHMP der EMA hatte im März 2025 eine Zulassung in der EU aus Sicherheitsbedenken zunächst abgelehnt. In einer klinischen Studie waren schwerwiegende Nebenwirkungen (Hirnschwellungen, Hirnblutungen) bei vergleichsweise geringer klinischer Wirksamkeit aufgetreten.[4] Nach Ausschluss von Trägern des Risikogens (homozygoter ApoE-ε4-Status) erfolgte eine erneute Bewertung durch die EMA, welche im September 2025 zur Zulassung führte.[5]
Nutzenbewertung
Das britische National Institute for Health and Care Excellence (NICE) hat aus Kostengründen die Anwendung von Donanemab durch den National Health Service (NHS) nicht empfohlen.[6]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Fachinformation Kisunla, zuletzt abgerufen am 26.11.2025
- ↑ Drug Approval Package: KISUNLA, FDA, abgerufen am 03.11.2024
- ↑ Licence for the medicine donanemab (Kisunla), MHRA, abgerufen am 03.11.2023
- ↑ Kisunla. EMA, abgerufen am 09.04.2025
- ↑ Deutsches Ärzteblatt: EU-Kommission lässt mit Donanemab weiteres Alzheimermedikament zu. 25. Sept. 2025
- ↑ New Alzheimer’s treatment donanemab does not currently demonstrate value for the NHS says NICE, abgerufen am 03.11.2024