Anifrolumab
Handelsname: Saphnelo®
Englisch: anifrolumab
Definition
Anifrolumab ist ein humaner monoklonaler Antikörper für die Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (SLE). Er bindet an den Interferon-α/β-Rezeptor (IFNAR) und blockiert dadurch die Wirkung von Typ-I-Interferonen.
Wirkmechanismus
Anifrolumab bindet an die Untereinheit 1 des Typ-I-Interferonrezeptors (IFNAR1). Dadurch wird die Bindung von Interferon 1 an den Rezeptor verhindert und die intrazelluläre Signalkaskade unterbunden. Zudem induziert Anifrolumab die Internalisierung von IFNAR. Durch Hemmung des Interferon-Signalwegs werden die Expression von Interferon-stimulierten Genen und die nachgelagerten Entzündungsprozesse gehemmt. Das Gleichgewicht zwischen adaptiver und angeborener Immunantwort wird wiederhergestellt.[1]
Pharmakokinetik
Das Verteilungsvolumen beträgt etwa 3 Liter; die Elimination erfolgt über das retikuloendotheliale System und proteolytischen Abbau.[1]
Indikation
- Add-on-Therapie bei schwerem, Autoantikörper-positivem systemischen Lupus erythematodes, zusätzlich zur Standardtherapie.
Anifrolumab wurde nicht bei Patienten mit schwerer Lupusnephritis und schwerem aktiven Lupus des Zentralnervensystems untersucht.[1]
Off label hat man Anifrolumab beim Degos-Syndrom mit Mutation des IFNAR1-Gens eingesetzt.[2]
Darreichungsform
Anifromulab ist als Konzentrat zur Herstellung einer Infusionslösung erhältlich.
Dosierung
Die Dosierung beträgt 300 mg alle vier Wochen intravenös verabreicht. Gibt es eine Anamnese von infusionsbedingten Reaktionen, kann prophylaktisch ein Antihistaminikum verabreicht werden.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
- erhöhte Infektneigung, vor allem Atemwegsinfekte
- Reaktivierung einer VZV-Infektion (Herpes zoster)
- Überempfindlichkeitsreaktionen, Anaphylaxien
- infusionsbedingte Reaktionen
Wechselwirkungen
Da Anifromulab als monoklonaler Antikörper proteolytisch abgebaut wird, sind keine pharmakokinetischen Interaktionen zu erwarten. Pharmakodynamische Wechselwirkungen können mit Impfstoffen und anderen Immunsuppressiva auftreten.
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- chronische Infekte
Zulassung
Im August 2019 wurden die Ergebnisse der TULIP-2-Studie vorgestellt. In dieser Studie konnte durch Anifrolumab eine statistisch signifikante und klinisch relevante Reduktion der Krankheitsaktivität des SLE erreicht werden.
In der Vorgängerstudie (TULIP 1) hatte Anifrolumab die primären Endpunkte nicht erreicht.[3]
Der Wirkstoff wurde in Europa im April 2022 zugelassen.[4] Er wurde von MedImmune entwickelt, die 2007 von AstraZeneca übernommen wurden.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Fachinfo Saphnelo, abgerufen am 03.05.2022
- ↑ Becker et al. Interferon receptor dysfunction in a child with malignant atrophic papulosis and CNS involvement Lancet Neurol 2022
- ↑ Pharmazeutische Zeitung - Anifrolumab zur Zulassung empfohlen, abgerufen am 03.05.2022
- ↑ ptaforum online - Vier im vierten Monat, abgerufen am 03.05.2022
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