Anetodermie
von altgriechisch: ανέτος ("anetos") - entspannt, schlaff
Synonyme: Dermatitis atrophicans maculosa, Atrophia maculosa cutis
Definition
Als Anetodermien werden primäre makulöse Hautatrophien bezeichnet. Es handelt sich um eine seltene Hauterkrankung, bei der es durch Verlust elastischer Fasern zum Auftreten scharf begrenzter, erythematöser, atropher, hernienartiger Plaques bevorzugt am Stamm und den proximalen Extremitäten kommt.
Einteilung
Unterschieden werden fünf Subtypen:
- primäre (idiopathische) Anetodermie
- sekundäre Anetodermie (nach vorangegangener Dermatose oder postinfektiös)
- medikamenteninduzierte Anetodermie
- familiäre Anetodermie
- Frühgeburten-assoziierte Anetodermie
Die historische Einteilung nach Typ Jadassohn, Pellizzarri und Schweninger-Buzzi gilt mittlerweile als obsolet, da sie histologisch identisch sind und einem ähnlichen Krankheitsverlauf folgen.
Epidemiologie
Bisher (2025) fehlen belastbare epidemiologische Daten zur Inzidenz. Sekundäre Formen sind häufiger als primäre. Das Auftreten der Erkrankung ist in jedem Alter möglich, einen Häufigkeitsgipfel gibt es jedoch in der 2.-4. Lebensdekade. Frauen sind häufiger betroffen.
Ätiopathogenese
Die Ätiopathogenese der Erkrankung ist bisher (2025) unbekannt. Assoziationen mit Autoimmunerkrankungen, HIV, Syphilis, B-Zell Lymphomen und Hodgkin-Lymphom wurden beschrieben. Als mögliche Ursachen werden u.a. eine fehlregulierte Elastinsynthese, die Phagozytose von elastischen Fasern oder eine unkontrollierte Freisetzung und Aktivierung von Elastasen und anderen Serin- oder Matrix-Metalloproteasen diskutiert.
Symptome
An der Haut zeigen sich rundliche oder ovale, scharf begrenzte dermale Atrophien mit komplettem Verlust der elastischen Fasern im betroffenen Bereich. An den Läsionen zeigt sich die Haut zigarettenpapierartig faltbar oder durch Druck des darunter liegenden Fettgewebes hernienartig vorgewölbt. In einigen Fällen konfluieren die Atrophieherde. Gelegentlich lassen sich bullöse oder erythematöse Veränderungen beobachten. Die Veränderungen sind irreversibel.
Differentialdiagnose
Therapie
Eine Kausaltherapie ist bisher (2025) nicht bekannt. Im entzündlichen Stadium kann systemisches Colchicin das Auftreten neuer Läsionen verhindern. Eine bereits ausgeprägte Atrophie der Läsionen lässt sich therapeutisch nur schwer beeinflussen. Ein Therapieversuch kann mit topischen Retinoiden erfolgen. Eine Laserbehandlung kann das Erscheinungsbild der Läsion verbessern. Die Gabe von Antibiotika bei z.B. positiver Borrelienserologie wird kontrovers diskutiert.
Literatur
- Altmeyers Enzyklopädie: Anetodermie, zuletzt abgerufen am 02.09.2025
- StatPearls: Anetodermie, zuletzt abgerufen am 02.09.2025
- Bhanja, D.: Congenital Anetoderma. Indian Pediatr., 2022
- Strunk et al.: Anetodermie bei positiver Borrelienserologie. Hautarzt 2011