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Allan-Herndon-Dudley-Syndrom

Englisch: Allan-Herndon-Dudley syndrome

1. Definition

Das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom, kurz AHDS, ist eine seltene genetische Erkrankung, die X-chromosomal vererbt wird und mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz sowie verschiedenen neurologischen Störungen einhergeht.

2. Epidemiologie

Aufgrund des Erbgangs sind fast ausschließlich Männer (ca. 1:70.000) von der Erkrankung betroffen. Bisher wurden in der Literatur mindestens 132 Familien mit insgesamt 320 betroffenen Personen beschrieben. Obwohl die genaue Häufigkeit der Erkrankung unbekannt ist, ergab eine Studie, dass AHDS bei etwa 1,4 % der Männer mit unklarer Intelligenzminderung diagnostiziert wurde.

3. Ätiologie

AHDS wird durch Veränderungen im SLC16A2-Gen am Genlokus Xq13.2 auf dem X-Chromosom verursacht. Dieses Gen kodiert für den Monocarboxylat-Transporter 8 (MCT8), der spezifisch für den Transport des Schilddrüsenhormons T3 in viele Körperzellen ist. Die festgestellten genetischen Veränderungen umfassen Kettenabbrüche, Deletionen mit Beibehaltung des Leserasters sowie Nonsense- und Missense-Mutationen. Die neurologischen Probleme, die im Zusammenhang mit AHDS auftreten, können auf die Unfähigkeit zurückgeführt werden, das Schilddrüsenhormon T3 in bestimmte neuronale Zellen zu transportieren.

Die vermehrte Synthese und Freisetzung des Thyreoidea-stimulierenden Hormons (TSH) aus dem Hypophysenvorder­lappen führt zu einem Anstieg der Schilddrüsenhormone, sodass eine periphere Thyreotoxikose ausgelöst wird.

4. Symptome

Das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom manifestiert sich als schwere Entwicklungsstörung des Gehirns durch frühkindliche Muskelatonie, verminderte Muskelentwicklung, spastische Lähmungen mit unkontrollierten Bewegungen, Schluckstörungen sowie schwerwiegenden kognitiven Einschränkungen. Die Patienten sind nicht in der Lage, selbstständig zu sitzen, zu stehen oder zu gehen.

5. Diagnostik

Die Diagnose stützt sich auf die klinischen Befunde sowie das Vorhandensein von abnorm veränderten Schilddrüsenhormon-Serumspiegeln. Die Betroffenen zeigen typischerweise erhöhte T3-Werte, während ihre freien T4-Spiegel niedrig bis normal sind. Die TSH-Werte sind normal bis leicht erhöht.

Eine Bestätigung der Diagnose erfolgt durch einen molekulargenetischen Test, der Mutationen im SLC16A2-Gen nachweist.

6. Therapie

Aktuell (2025) existiert noch keine spezifische Behandlung für das AHDS, daher konzentriert sich das Management auf supportive Maßnahmen. Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie können hilfreich sein, um die Lebensqualität zu verbessern.

Die muskuläre Dystonie kann mit verschiedenen Medikamenten gelindert werden, einschließlich Anticholinergika, L-DOPA, Carbamazepin oder Baclofen. Krampfanfälle, sofern vorhanden, kontrolliert man mithilfe von Antikonvulsiva.

Durch das T3-Analogon Tiratricol (Triiodothyroacetat, Triac)[1], das unabhängig von MCT8 in neuronale Zellen aufgenommen wird, konnte in klinischen Studien die periphere Thyreotoxikose verhindert und die klinische Symptomatik deutlich gebessert werden.[2][3]

7. Prognose

Obwohl einige Patienten das hohe Alter von 60 Jahren erreichen konnten, liegt die mittlere Lebens­erwartung bei 35 Jahren. Die Lebensqualität ist aufgrund der motorischen Behinderung stark beeinträchtigt.

8. Literatur

9. Quellen

Stichworte: Syndrom
Fachgebiete: Kinderheilkunde

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24.01.2025, 11:18
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