Allan-Herndon-Dudley-Syndrom
Englisch: Allan-Herndon-Dudley syndrome
Definition
Das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom, kurz AHDS, ist eine seltene genetische Erkrankung, die X-chromosomal vererbt wird und mit einer Beeinträchtigung der Intelligenz sowie verschiedenen neurologischen Störungen einhergeht.
Epidemiologie
Aufgrund des Erbgangs sind fast ausschließlich Männer von der Erkrankung betroffen. Bisher wurden in der Literatur mindestens 132 Familien mit insgesamt 320 betroffenen Personen beschrieben. Obwohl die genaue Häufigkeit der Erkrankung unbekannt ist, ergab eine Studie, dass AHDS bei etwa 1,4 % der Männer mit unklarer Intelligenzminderung diagnostiziert wurde.
Ätiologie
AHDS wird durch Veränderungen im SLC16A2-Gen an Genlokus Xq13.2 verursacht. Dieses Gen kodiert für den Monocarboxylat-Transporter 8 (MCT8), der spezifisch für den Transport des Schilddrüsenhormons T3 in viele Körperzellen ist. Die festgestellten genetischen Veränderungen umfassen Kettenabbrüche, Deletionen mit Beibehaltung des Leserasters sowie Nonsense- und Missense-Mutationen. Die neurologischen Probleme, die im Zusammenhang mit AHDS auftreten, können auf die Unfähigkeit zurückgeführt werden, das Schilddrüsenhormon T3 in bestimmte neuronale Zellen zu transportieren.
Symptome
Das Allan-Herndon-Dudley-Syndrom manifestiert sich durch Symptome wie eine frühkindliche Muskelatonie, verminderte Muskelentwicklung, spastische Lähmungen mit unkontrollierten Bewegungen, Schluckstörungen sowie schwerwiegende kognitive Einschränkungen.
Diagnostik
Die Diagnose stützt sich auf die klinischen Befunde sowie das Vorhandensein von abnorm veränderten Schilddrüsenhormon-Serumspiegeln. Die Betroffenen zeigen typischerweise erhöhte T3-Werte, während ihre freien T4-Spiegel niedrig bis normal sind. Die TSH-Werte sind normal bis leicht erhöht.
Eine Bestätigung der Diagnose erfolgt durch einen molekulargenetischen Test, der Mutationen im SLC16A2-Gen nachweist.
Therapie
Aktuell (2024) existiert keine spezifische Behandlung für das AHDS, daher konzentriert sich das Management auf supportive Maßnahmen. Physiotherapie, Ergotherapie und Sprachtherapie können hilfreich sein, um die Lebensqualität zu verbessern.
Die muskuläre Dystonie kann mit verschiedenen Medikamenten gelindert werden, einschließlich Anticholinergika, L-DOPA, Carbamazepin oder Baclofen. Krampfanfälle, sofern vorhanden, kontrolliert man mithilfe von Antikonvulsiva.
Zusätzliche Behandlungsmöglichkeiten sind die Gabe von Diiodothyropropionsäure (DITPA) und Triiodothyroacetat (TRIAC). Eine Therapie mit TRIAC führt u.a. zu einer Reduktion des High-T3-Syndroms.[1]
Prognose
Obwohl einige Patienten das hohe Alter von 60 Jahren erreichen konnten, ist die Lebenserwartung insgesamt reduziert, und die Lebensqualität stark beeinträchtigt. Dies liegt daran, dass die meisten Betroffenen nicht in der Lage sind, selbstständig zu sitzen, zu stehen oder zu gehen.
Literatur
- OrphaNet, abgerufen am 27.4.2024
- Allan-Herndon-Dudley-Syndrom, Charité, abgerufen am 27.4.2024
Quellen
- ↑ Groeneweg S, Peeters RP et al: Effectiveness and safety of the tri-iodothyronine analogue Triac in children and adults with MCT8 deficiency: an international, single-arm, open-label, phase 2 trial. Lancet Diabetes Endocrinol. 2019 Sep;7(9):695-706. doi: 10.1016/S2213-8587(19)30155-X. Epub 2019 Jul 31. PMID: 31377265; PMCID: PMC7611958.
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