Acetylsalicylsäureintoxikation

Die tierexperimentell ermittelte LD50 von Acetylsalicylsäure nach oraler Gabe wird zwischen 200 und 1.500 mg/kgKG (Ratte) angegeben. Beim Menschen ist ab einer eingenommenen Dosis von etwa 100 mg/kg Körpergewicht mit Vergiftungserscheinungen zu rechnen.

Eine Intoxikation mit Acetylsalicylsäure kann prinzipiell in zwei Stadien eingeteilt werden:

• Stadium 1 mit respiratorischer Alkalose und normaler Körpertemperatur: Es treten Symptome wie Ohrensausen, Schwindel, Übelkeit und Erbrechen auf. ASS bewirkt die Entkopplung der oxidativen Phosphorylierung in den Mitochondrien wodurch es zu einem ATP-Abfall kommt. Der Glomus caroticum reagiert darauf mit einer Stimulation des Atemzentrums.
• Stadium 2 mit metabolischer und respiratorischer Azidose sowie Hyperthermie: Steigt die Konzentration von Salicylat weiter an, folgt eine verminderte ATP-Produktion in allen Zellen des Körpers und die verbleibende Energie wird in Wärme umgesetzt. Der Abfall der intrazellulären ATP-Konzentration bewirkt in weiterer Folge die Hemmung des medullären Atemzentrums, wodurch eine verminderte Atemfrequenz und eine respiratorische Azidose folgt.

Beim Verdacht auf eine Vergiftung ist das Überwachen der Körpertemperatur, des Säure- und Basenhaushalt und der Elektrolyte essenziell. Während Stadium 1 ist die Gabe von Aktivkohle und eine Volumenzufuhr indiziert. Eine Harnalkalisierung bewirkt zusätzlich die beschleunigte Ausscheidung. Im Stadium 2 muss dem Patienten Natriumbicarbonat zugeführt werden, um die Entgleisung der metabolischen Azidose zu verhindern. Bessert sich der Zustand nicht und wird Lebensgefahr angenommen, kann eine Hämodialyse durchgeführt werden.

• Freissmuth et al. Pharmakologie und Toxikologie. Springer Publishing, 2016
• Aktories et al. Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie: Begründet von W. Forth, D. Henschler, W. Rummel (12. Aufl.). Urban & Fischer Verlag/Elsevier GmbH, 2017