Vitamin
von lateinisch: vita - Leben; Amin - Bezeichnung der chemischen Struktur
Englisch: vitamin
Definition
Vitamine sind Stoffe unterschiedlicher chemischer Struktur, die mit der Nahrung zugeführt werden müssen, da sie nicht vom Körper selbst hergestellt werden können. Ein Mangel an Vitaminen wird als Hypovitaminose bezeichnet. Ein Vitamin-Überschuss entsprechend als Hypervitaminose.
Funktionen
Vitamine haben im Stoffwechsel essentielle Funktionen. Sie dienen bei vielen biochemischen Reaktionen als Cofaktoren und Coenzyme. Der vollständige Entzug auch nur eines Vitamins aus der menschlichen Nahrung ist auf Dauer nicht mit dem Leben vereinbar.
Klassifikation
Vitamine werden nach ihrer Löslichkeit in wasserlösliche und fettlösliche Vitamine eingeteilt. Früher war es üblich Vitamine mit Großbuchstaben zu bezeichnen. Heute werden die Vitamine mit ihren biochemischen Eigennamen bezeichnet. Beide Nomenklaturen existieren derzeit noch parallel.
Fettlösliche Vitamine
- Retinol (Vitamin A)
- Calciferol (Vitamin D)
- Tocopherol (Vitamin E)
- Phyllochinon (Vitamin K)
Hinweis: Calciferol kann vom menschlichen Organismus synthetisiert werden, wird aus Gründen der Vollständigkeit dennoch hier aufgeführt.
Wasserlösliche Vitamine
- Thiamin (Vitamin B1)
- Riboflavin (Vitamin B2)
- Pyridoxin (Vitamin B6)
- Cobalamin (Vitamin B12)
- Ascorbinsäure (Vitamin C)
- Niacin
- Pantothensäure
- Biotin (Vitamin H)
- Folsäure
Historisches
Der Begriff Vitamin wurde im Jahr 1912 von dem Biochemiker Casimir Funk (1884-1967) geprägt. Ihm gelang es auf der Suche nach der biochemischen Ursache der Beriberi das Vitamin Thiamin (B1) chemisch zu isolieren.
Dass Vitamine nicht durchgängig nach Ziffern oder Buchstaben geordnet sind, hat historische Gründe. Es wurden anfangs viel mehr Stoffe als Vitamine bezeichnet, weil man vermutete, dass sie essentiell sind. Mit der besseren Kenntnis der biochemischen Stoffwechselwege wurden sie aus der Liste der Vitamine entfernt. Zu diesen Stoffen gehören zum Beispiel:
- Orotsäure (Vitamin B13)
- Coenzym Q (Vitamin Q)
- Carnitin (Vitamin T oder Vitamin BT)
- Bioflavonoide (Vitamin P)
- Adenin und Cholin (zusammen Vitamin B4)
- Essentielle Fettsäuren (Vitamin F)
Klinik
Der Metabolismus der Vitamine kann bei verschiedenen angeborenen Stoffwechselstörungen beeinträchtigt sein.
Vitamin | Störung der/des | Klinik |
---|---|---|
Retinol | Apolipoproteins B |
|
Calciferol | Rezeptors |
|
Tocopherol | Apolipoproteins B |
|
Thiamin | BCKDH-Komplexes | |
Pyruvatmetabolismus |
| |
Riboflavin | Methämoglobin-Reduktase | |
elektronentransferierenden Flavoproteins |
| |
Pyridoxin | Cystathionin-β-Synthase | |
Cystathionin-γ-Lyase |
| |
Kynureninase | ||
Vitamin B12 | des Intrinsic factors | |
enteralen Absorption | ||
Transcobalamins | ||
Methylmalonyl-CoA-Mutase | ||
Folsäure | enteralen Absorption |
|
Methylentetrahydrofolat-Reduktase |
| |
Glutamin-Formiminotransferase |
| |
Homocystein-Methionin-Umwandlung |
| |
Phenylalaninhydroxylase |
| |
Dihydrobiopteridinreduktase | ||
Tetrahydrobiopterinbildung | ||
Biotin | Biotinidase | |
Propionyl-CoA-Carboxylase | ||
3-Methylcrotonyl-CoA-Carboxylase | ||
Pyruvatdehydrogenase | ||
Pyruvatcarboxylase |
| |
Acetyl-CoA-Carboxylase |
| |
Holocarboxylasesynthetase |
| |
Niacin | Neurotransmission |
|
Merkhilfen
Der Merkspruch Auch der Esel Kaut oder das Akronym EDEKA können verwendet werden, um sich die fettlöslichen Vitamine zu merken.