Thermozeption: Unterschied zwischen den Versionen
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Der [[TRPM8]]-Rezeptorkanal der Kaltrezeptoren lässt sich, neben einer Abkühlung von < 27 °C, ebenfalls über einige Substanzen wie [[Menthol]] oder [[Eukalyptusöl]] stimulieren. Der TRPV1-Rezeptorkanal der Warmrezeptoren ist analog, neben Hitze > 43 °C, ebenfalls sensitiv für verschiedene Noxen, [[Capsaicin]] und [[Säure]]. Dies erklärt, warum solche Substanzen ein Kalt- bzw. Warmempfinden auslösen. | Der [[TRPM8]]-Rezeptorkanal (auch [[CMR1]] für Cold and Menthol Receptor) der Kaltrezeptoren lässt sich, neben einer Abkühlung von < 27 °C, ebenfalls über einige Substanzen wie [[Menthol]] oder [[Eukalyptusöl]] stimulieren. Der TRPV1-Rezeptorkanal der Warmrezeptoren ist analog, neben Hitze > 43 °C, ebenfalls sensitiv für verschiedene Noxen, [[Capsaicin]] und [[Säure]]. Dies erklärt, warum solche Substanzen ein Kalt- bzw. Warmempfinden auslösen. | ||
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Version vom 16. September 2020, 11:34 Uhr
Synonyme: Thermorezeption, Temperaturempfinden
Englisch: Thermoception
Definition
Als Thermozeption oder Thermorezeption bezeichnet man die Temperaturwahrnehmung, die als spezifische Qualität der Oberflächensensibilität durch freie Nervenendigungen der Haut vermittelt wird.
Physiologie
Entsprechende rezeptive Endigungen finden sich innerhalb der Dermis (Stratum papillare) und Epidermis (Stratum basale). Gemäß ihrer Reizspezifität differenziert man Kalt- und Warmrezeptoren:
- Kaltrezeptoren reagieren in einem Sensitivitätsbereich von 15 - 32 °C auf eine Temperaturabnahme mit Steigerung ihrer Entladungsfrequenz. Das Aktivitätsmaximum liegt bei 25 °C. Bei einigen Kaltrezeptoren zeigt sich darüber hinaus bei Temperaturen von > 32 °C ein zweites Aktivitätsmaximum. Dies erklärt evtl. die sogenannte paradoxe Kälteempfindung, die bei hohen Temperaturen (wie z.B. in der heißen Badewanne) auftritt.
- Warmrezeptoren detektieren entsprechend eine Temperaturerhöhung in einem Bereich von 30 - 45 °C mit einem Aktivitätsmaximum bei bei ca. 43 °C.
Als molekulare Grundlage der Reiztransduktion werden Rezeptoren der TRP-Familie und andere Kationenkanäle der terminal unmyelinisierten Plasmamembran diskutiert.
Ein als schmerzhaft wahrgenommenes Hitzeempfinden > 43°C wird durch polymodalen nozizeptive Nervenendigungen mithilfe des ionotropen TRPV1-Kanals vermittelt (siehe dort). Thermosensible modalitätsspezifische Nozizeptoren reagieren auf extreme Temperaturen. Diese Reize werden im Bereich unterhalb von 5 °C und oberhalb von 45 °C vermittelt. Dies läuft über einen speziellen spannungsabhängigen Natriumkanal, der die Aktionspotenzialentladung auch bei unter 10 °C ermöglicht.
Der TRPM8-Rezeptorkanal (auch CMR1 für Cold and Menthol Receptor) der Kaltrezeptoren lässt sich, neben einer Abkühlung von < 27 °C, ebenfalls über einige Substanzen wie Menthol oder Eukalyptusöl stimulieren. Der TRPV1-Rezeptorkanal der Warmrezeptoren ist analog, neben Hitze > 43 °C, ebenfalls sensitiv für verschiedene Noxen, Capsaicin und Säure. Dies erklärt, warum solche Substanzen ein Kalt- bzw. Warmempfinden auslösen.
Anatomie
Die thermozeptiven Afferenzen entsprechen den peripheren Fortsätzen sensibler pseudounipolarer Neurone des Spinalganglions, deren Neuriten auf Strangzellen des Rückenmarkhinterhorns projizieren. Die Strangzellaxone kreuzen auf Höhe der Commissura alba anterior, um im Tractus spinothalamicus lateralis aufzusteigen.
Funktion
Neben der bewussten Wahrnehmung ist die Thermozeption in Schutzreflexe (nozizeptive Komponente) und Thermoregulation des Körpers eingebunden.