Zellzyklusarrest
Definition
Der Zellzyklusarrest ist ein fundamentaler biochemischer Schutzmechanismus, der eine kontrollierte Zellteilung sichert. Er wird durch Stresssignale wie DNA-Schäden, Onkogenaktivierung oder Hypoxie ausgelöst. Zentrale Signalwege sind p53-p21 und p16Ink4a-Rb, die je nach Kontext einen reversiblen oder dauerhaften Wachstumsstopp bewirken.
Hintergrund
Ein Zellzyklusarrest wirkt tumorsuppressiv, trägt aber gleichzeitig zur Gewebealterung bei. Klinisch ist er sowohl für die Diagnostik als auch für therapeutische Ansätze von Bedeutung – von klassischen DNA-schädigenden Therapien bis hin zu CDK4/6-Inhibitoren und senolytischen Strategien.
Biochemie
Der eukaryotische Zellzyklus umfasst die Phasen G1, S, G2 und M. Er wird an mehreren Checkpoints streng überwacht. Bei erkannten Schäden oder Unregelmäßigkeiten wird der Zyklus vorübergehend oder dauerhaft gestoppt, um eine Reparatur zu ermöglichen oder im Falle irreparabler Schäden eine Apoptose oder Seneszenz einzuleiten.[1]
Die Steuerung des Zellzyklus erfolgt über Cyclin-abhängige Kinasen (CDKs). Deren Hemmung bildet die Grundlage des Arrests:
- 1. G1/S-Arrest (DNA-Schadensantwort): p53 wird bei DNA-Schäden stabilisiert und induziert p21Cip1/Waf1. Dieses hemmt CDK4/6- und CDK2-Komplexe, was konsekutiv die Phosphorylierung des Retinoblastom-Proteins (Rb) unterbindet und die Progression zur S-Phase blockiert.
- Seneszenz-induzierter Arrest: Chronische Teilung oder onkogener Stress führen zur Aktivierung von p16Ink4a, das CDK4/6 hemmt und Rb aktiviert. Das Ergebnis ist ein dauerhafter G1-Arrest, häufig unabhängig von p53.[2]
- G2/M-Arrest: In der S- oder G2-Phase erkannte Schäden aktivieren ATM/ATR, welche über CHK1/CHK2 die Phosphatase Cdc25 hemmen. Damit bleibt der Cyclin B-CDK1-Komplex inaktiv, was den Eintritt in die Mitose verhindert.[3]
Pathophysiologie
Defekte in den Checkpoints wirken onkogen. p53-Mutationen oder Störungen im p16Ink4a-Rb-Weg ermöglichen unkontrollierte Proliferation trotz genomischer Instabilität.[4]
Klinik
Immunhistochemische Marker wie p53 oder p16 sind wichtige Werkzeuge in der Tumorpathologie und können relevante prognostische Hinweise liefern.
CDK4/6-Inhibitoren wie Palbociclib, Ribociclib oder Abemaciclib blockieren gezielt die G1-Progression und werden therapeutisch bei HR-positivem, HER2-negativem Mammakarzinom eingesetzt.
Quellen
- ↑ Hartwell LH, Weinert TA. Checkpoints: controls that ensure the order of cell cycle events. Science. 1989 Nov 3;246(4930):629-34. doi: 10.1126/science.2683079. PMID: 2683079.
- ↑ Serrano M, Lin AW, McCurrach ME, Beach D, Lowe SW. Oncogenic ras provokes premature cell senescence associated with accumulation of p53 and p16INK4a. Cell. 1997 Mar 7;88(5):593-602. doi: 10.1016/s0092-8674(00)81902-9. PMID: 9054499
- ↑ Zhou BB, Elledge SJ. The DNA damage response: putting checkpoints in perspective. Nature. 2000 Nov 23;408(6811):433-9. doi: 10.1038/35044005. PMID: 11100718.
- ↑ Vogelstein B, Lane D, Levine AJ. Surfing the p53 network. Nature. 2000 Nov 16;408(6810):307-10. doi: 10.1038/35042675. PMID: 11099028.