Zahnspitze (Pferd)
Synonym: Zahnkante
Definition
Als Zahnspitzen bezeichnet man Pathologien an den Backenzähnen eines Pferdes, bei denen die Schmelzkanten an den Schmelzleisten der Zähne über das Okklusionsniveau ragen.
Vorkommen
Zahnspitzen stellen die häufigste Zahnpathologie beim Pferd dar. Sie können bei über 90 % der Tiere aufgefunden werden.
Ätiopathogenese
Das Pferdegebiss ist einer physiologischen Anisognathie ausgesetzt. Da der Oberkiefer breiter als der Unterkiefer ist, reichen die Backenzähne des Oberkiefers in Ruhe nach bukkal über die Backenzähne des Unterkiefers hinaus. Bei der physiologischen ovoiden Kaubewegung des Pferdes bleiben somit Schmelzkanten an den Schmelzleisten stehen, da der Zahnschmelz als härteste Zahnhartsubstanz den geringsten Abrieb erfährt. Aufgrund der anatomischen Verhältnisse befinden sich daher in den meisten Fällen die Zahnspitzen an der Bukkalfläche der Oberkieferbackenzähne und an der Lingualfläche der Unterkieferbackenzähne.
Die Ausprägung der Zahnspitzen ist von der Ernährung des Pferdes abhängig. Bei der Fütterung von langfaserigem Gras oder Heu wird durch eine weit ausholende Kaubewegung ein vollständiger Okklusalkontakt der Backenzähne erreicht. In der Regel entstehen dabei keine Zahnspitzen bzw. werden diese durch den Antagonisten abgebrochen. Beim Fressen von Kraftfutter hingegen ist nur eine kleinere Kaubewegung notwendig, wodurch nicht die gesamte Kaufläche in Kontakt kommt und somit Zahnspitzen stehen bleiben. Diese Spitzen werden immer länger und können sich in die Backenschleimhaut und Zunge bohren und dort Verletzungen verursachen.
Klinik
Betroffene Tiere zeigen meist eine verzögerte Futteraufnahme, abnormes Fressverhalten oder Rittigkeitsprobleme.
Diagnostik
Häufig kann eine Verdachtsdiagnose bereits durch Palpation der Zahnleiste des Oberkiefers von außen gestellt werden. Bei bestehenden Zahnspitzen lässt sich dabei aufgrund von Schmerzen meist eine Abwehrreaktion des Patienten hervorrufen. Gleichzeitig können ausgeprägte Spitzen palpatorisch von außen ertastet werden.
Die endgültige Diagnose wird in der Regel adspektorisch und palpatorisch im Rahmen der zahnmedizinischen Untersuchung am sedierten Patienten gestellt.
Therapie
Die Behandlung besteht im Abschleifen der Zahnkanten (z.B. mithilfe einer Diamantschleifscheibe). Es ist darauf zu achten, die Schleifmaschine in einem relativ flachen Winkel zu den Zahnkanten zu halten, um eine Überkorrektur und ein Abschleifen der Kauflächen zu verhindern. Abschließend sind die Ränder der Backenzähne sowohl visuell als auch palpatorisch auf etwaige noch vorhandene Spitzen zu kontrollieren.
Quellen
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
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