Gebiss (Pferd)
Englisch: set of teeth
Anatomie
Die Zähne bilden gemeinsam mit dem Kiefergelenk und der Kaumuskulatur (Musculus temporalis und Musculus masseter) eine funktionelle Einheit. Dieses Einheit sorgt für eine optimale Futteraufnahme sowie -zerkleinerung. Durch die Kontaktflächen zwischen den Schneide- und der Backenzähnen von Ober- und Unterkiefer sowie der Kiefergelenke entsteht eine sogenannte Dreipunktbalance. Bei der Kautätigkeit bestehen aufgrund der Kaumechanik an allen drei Flächen unterschiedlich hohe Druckverhältnisse, die während der Ruhephase jedoch gleichmäßig verteilt sind.
Gebisstyp
Da das Gebiss der Pferde aus verschiedenen Zahntypen besteht, wird es auch als heterodont bezeichnet. Am Gebiss können einfach gebaute haplodonte Schneidezähne (Dens incisivus), Hakenzahn- bzw. Hengstzähne (Dens caninus) und Wolfszähne (Dens praemolaris primus) sowie kompliziert gebaute hypsodonte Backenzähne (Dentes molares) unterschieden werden. Die Backenzähne wiederum werden in die vorderen Prämolaren und in die hinteren Molaren unterteilt.
Zahnzahl
Bei der Beurteilung des Gebisses muss zwischen einem Milchgebiss und einem residenten Gebiss unterschieden werden.
Das Milchgebiss besteht aus 24 bis max. 28 Zähnen. Da die Milchhakenzähne nicht immer klinisch nachweisbar sind, können diese entweder nur unvollständig oder gar nicht durchbrechen. Beim residenten Gebiss sind zwischen 36 und 44 Zähne ausgebildet. Da Hengste meistens alle vier Hakenzähne besitzen und die Eckzähne bei Stuten nur inkonstant vorkommen, werden die Eckzähne auch als Hengstzähne bezeichnet. Ebenso unregelmäßig treten die Wolfszähne auf, die anatomische als erste Prämolaren angesprochen werden. Demzufolge kann das komplette Ersatzgebiss einer Stute aus 36 bis 44 Zähnen bestehen, während Hengste oftmals 40 bis 44 Zähne aufweisen.
Milchgebiss | Inzisivi | Caninus | Prämolaren | Molaren |
---|---|---|---|---|
Oberkiefer | 3 | (1) | 3 | 0 |
Unterkiefer | 3 | (1) | 3 | 0 |
Ersatzgebiss | Inzisivi | Caninus | Prämolaren | Molaren |
Oberkiefer | 3 | 1 | 3 (4) | 3 |
Unterkiefer | 3 | 1 | 3 (4) | 3 |
Zahnformel
In der Veterinärmedizin werden die Zähne häufig nach dem Triadan-Schema beziffert. Auf diese Weise erhält jeder Zahn in jedem Quadranten eine zugeordnete Nummer, die weltweit einheitlich durchgeführt wird.
Bei der Triadan-Nomenklatur wird jeder Zahn mit einer dreistelligen Nummer beziffert. Die erste Ziffer weist auf den jeweiligen Quadranten hin, wobei die zweite sowie dritte Ziffer den Zahn selbst betreffen. Die Nummerierung der Quadranten beginnt im Oberkiefer rechts (Nummer 100), dann er linke Oberkiefer (Nummer 200), anschließend der Wechsel auf den linken Unterkiefer (Nummer 300) und letztendlich zum kontralateralen rechten Unterkiefer (Nummer 400). Die einzelnen Zähne werden von mesial nach kaudal durchnummeriert (z.B. der dritte Molar im rechten Oberkiefer wird mit 111 angegeben).
Literatur
- Simon T, Herold I. 2009. Praxisleitfaden der Zahn- und Kiefererkrankungen des Pferdes. 1. Auflage. Stuttgart: Parey in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG. ISBN: 978-3-8304-4178-6
- Bartmann CP, Becker M, Bienert-Zeit A, Gehlen H, Grabner A, Hiepe T, von Samson-Himmelstjerna G, Scheidemann W, Schusser GF, Stadtbäumer G. Krankheiten des Verdauungstrakts. In: Brehm W, Gehlen H, Ohnesorge B, Wehrend A (Hrsg.). 2017. Handbuch Pferdepraxis. 4., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Enke Verlag in Georg Thieme Verlag KG. 421-615. ISBN: 978-3-13-219621-6