Hypovolämischer Schock
Synonym: Volumenmangelschock
Englisch: hypovol(a)emic shock
Definition
Der hypovolämische Schock oder Volumenmangelschock ist eine Schockform, die durch Verminderung der zirkulierenden Blutmenge entsteht, z.B. nach großen Blut- oder Plasmaverlusten, starkem Erbrechen, sowie ausgeprägter Diarrhoe oder starken Verbrennungen.
Untergliederung
Der hypovolämische Schock kann nach Ursache in vier Untergruppen gegliedert werden:
- Hypovolämischer Schock (z.B. Diarrhoe)
- Traumatisch-hypovolämischer Schock (Flüssigkeitsverlust als Folge einer großflächigen Verbrennung)
- Hämorrhagischer Schock (z.B. Gastrointestinale Blutung)
- Traumatisch-hämorrhagischer Schock (Blutung als Folge traumatischer Einwirkung)
Klinik
Der hypovolämische Schock wird in 3 Stadien eingeteilt:
- Stadium 1 (kompensiertes Stadium): Annähernd normaler Blutdruck, feucht-kühle und blasse Haut
- Stadium 2 (dekompensiertes Stadium): Tachykardie, systolischer Blutdruck < 100 mmHg, im Liegen kollabierte Halsvenen, Patienten klagen über Durst, Rückgang der Diurese mit Oligurie
- Stadium 3 (irreversibles Stadium): Systolischer Blutdruck < 60 mmHg, kaum tastbarer Puls, flache, schnelle Atmung, Bewusstseinsstörungen, Anurie
Zur Abschätzung der Schockgefahr kann der sogenannte Schockindex herangezogen werden.
Therapie
Primäre Maßnahme im hypovolämischen Schock ist die Volumensubstitution über mindestens 2 großlumige Venenzugänge. Die initiale Verabreichung von Plasmaexpandern wird aktuell (2014) kritisch hinterfragt und nur noch eingeschränkt empfohlen. Eine Volumensubstitution sollte mit isotoner kristalliner Salzlösung erfolgen. Sollte der Hypovolämie ein großer Blutverlust zugrunde liegen, sind balancierte Transfusionen mit von Erythrozytenkonzentraten, Fresh frozen plasma (FFP) und Thrombozytenkonzentraten indiziert.
Bei all diesen Maßnahmen ist zu beachten, dass vasokonstriktorisch wirkende Medikamente kontraindiziert sind. Außerdem sollte der zentrale Venendruck (ZVD) 14 cm H2O nicht überschreiten. Bei Patienten im (traumatisch-)hämorrhagischen Schock kann eine permissive Hypotonie angestrebt werden (MAD ca. 50 mmHg).
Nach der lebensrettenden Soforttherapie müssen weitere Komplikationen des Schocks verhindert oder - wenn bereits eingetreten - behandelt werden. Dies beinhaltet u.a.:
- Korrektur der metabolischen Azidose
- Erkennen und Prophylaxe der drohenden Schockniere
- Therapie des ARDS
- Therapie einer DIC
- Stressulkusprophylaxe
um diese Funktion zu nutzen.